Landeshauptstadt: Die zotteligen Landschaftsgärtner
Auf der Pfaueninsel leben derzeit die Wasserbüffel von Sonja Moor
Stand:
Nach einer langen Fahrt bei Hitze und Enge und in stickiger Luft geht es Wasserbüffeln nicht viel anders als Menschen: Sie sehnen sich nach Abkühlung, am besten unter einer Dusche. Also machten sich die beiden Kühe Ocsana und Nelke zusammen mit ihren Kälbern Olympia und Nele nach ihrer Ankunft in der Mittagssonne auf der Pfaueninsel sofort auf den Weg ins Wasserloch. Da planschten sie dann nach Herzenslust und wälzten sich im Schlamm. „Sie fühlen sich wohl und haben den Transport durch die Stadt gut überstanden“, sagte Sonja Moor, die seit vier Jahren Tiere aus ihrer Herde bei Werneuchen, nördlich Berlins, in den warmen Monaten auf die Pfaueninsel bringt. „Genug Platz haben sie hier, und die Besucher sind immer sehr neugierig auf die Tiere.“
Tatsächlich können Tagesgäste durchaus einen Apfel oder eine Birne einstecken, bevor sie sich zu Fuß oder mit dem Rad zur kleinen Insel kurz hinter der Potsdamer Stadtgrenze auf den Weg machen. Obst nämlich schmeckt den zotteligen Büffeln besonders gut. „Nach so einem Apfel lassen sie sich auch mal streicheln oder zumindest aus der Nähe betrachten“, sagt Sonja Moor, Ehefrau des bekannten Moderators und Autors Max – vormals Dieter – Moor. Sie hält Wasserbüffel, um sie zu schlachten und das Fleisch zu verkaufen. Regelmäßig stellt sie der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten einige der Tiere den Sommer über zur Verfügung – denn auf der Pfaueninsel werden diese als Landschaftsgärtner gebraucht. Die Büffel fressen Gras – viel Gras. So verhindern sie, dass Flächen zuwuchern: Ihr Hunger sichert einen Lebensraum für ökologisch wertvolle Pflanzen- und Tierarten. Andere Grasfresser wie Rinder, Schafe oder Wildpferde kämen mit dem feuchten Untergrund nicht zurecht. Die Wasserbüffel aber fühlen sich – wie der Name schon sagt – mit nassen Klauen am wohlsten. Für alle Fälle sichert ein Elektrozaun das Terrain. Der verhindert auch eine Flucht der Tiere, die sehr gute Schwimmer sind.
Vor mehr als 200 Jahren gab es schon einmal Wasserbüffel auf der Pfaueninsel. 1801 hatte der König ein Paar als Geschenk erhalten. Ein Jahr später wurde für sie extra westlich der Meierei ein Büffelteich mit einem Stallgebäude angelegt. Eigentlich brauchen die Büffel überhaupt keine Betreuung. Dennoch will Sonja Moor gelegentlich auf der Pfaueninsel nach ihren Tieren Ausschau halten. „Sie kennen mich genau und freuen sich“, sagt sie. Und für sie selbst sei so ein Abstecher jedes Mal wieder wie ein kleiner Urlaub. Claus-Dieter Steyer
Die Fähre zur Pfaueninsel fährt täglich von 9 bis 19 Uhr; die Fahrt kostet 3 Euro, ermäßigt 2,50 Euro.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: