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Aus dem GERICHTSSAAL: Diebeszüge durch Patientenzimmer

20-Jähriger finanzierte sich Drogen durch Verkauf von Diebesgut / Zwei Jahre Haft

Stand:

Sechsmal machte Mirko M.* (20) mehr oder minder fette Beute. In zwei Fällen wurde der dreiste Langfinger bei seinem Vorhaben gestört. Das Jugendschöffengericht verurteilte den Potsdamer gestern wegen vollendeten sowie versuchten Diebstahls zu zwei Jahren Haft, bezog in diese Sanktion eine bereits im Januar gegen ihn ergangene Entscheidung wegen Diebstahls ein. Die damals ausgesprochene Bewährungsstrafe von 15 Monaten wurde inzwischen widerrufen. Mirko M. sitzt sie derzeit im Cottbuser Gefängnis ab, in dem er wohl auch den „Nachschlag“ verbringen wird. Ein Gutes hatte die Zeit hinter Gittern immerhin. Im Haftkrankenhaus gelang es dem Drogenabhängigen, eine Entgiftung durchzuhalten. Draußen hatte er sich die Freiheit genommen, mehrere Therapien abzubrechen.

Die Sucht nach Cannabis, später nach Heroin, war es, die Mirko M. immer weiter ins kriminelle Milieu abgleiten ließ. Er schwänzte die Sonderschule, akzeptierte zu Hause keine Regeln. Die Eltern suchten Hilfe beim Jugendamt, setzten den Sohn irgendwann auf die Straße. Mirko M. campierte bei Gleichgesinnten oder in Kellern. Tagsüber ging er auf Diebestour. Mehrfach landete er auf der Anklagebank, versprach stets hoch und heilig, sich zu bessern. Doch Mirko M. änderte sich nicht.

Die aktuellen Anklagen betreffen den Zeitraum zwischen Dezember 2008 und März 2009. Obwohl bereits unter Bewährung stehend, schlich sich Mirko M. in Patientenzimmer des Klinikums „Ernst von Bergmann“, in Umkleideräume von Schulen, Einrichtungen des Oberlinhauses, in Büros und eine Arztpraxis. Er entwendete Handys, Digitalkameras, Spielekonsolen oder Notebooks – Dinge, die sich leicht zu Geld machen lassen. Von dem Erlös finanzierte er seinen Drogenkonsum. Wenn es sich anbot, plünderte er auch Geldbörsen, ergaunerte über 300 Euro. Als Mirko M. vorübergehend im Obdachlosenheim am Lerchensteig lebte, „erleichterte“ er einen Mitbewohner um sein Mobiltelefon. Am 2. Dezember 2008 wurde der Angeklagte im Bürgerhaus Am Schlaatz beim Diebstahl eines Radios erwischt. Am 6. Februar 2009 hebelte er im Umkleideraum einer Schule mehrere Schränke auf. Als er Schritte vernahm, flüchtete er.

„Haben Sie die Sachen immer bei ein- und demselben Händler verkauft?“, hakte die Vorsitzende nach. Mirko M. nickte. Gefragt habe der Mann nicht, woher die Gegenstände stammten. „Ich musste nur meinen Ausweis zeigen“, erzählte der geständige Potsdamer. Die Richterin befand, es sei Zeit, dass dem Treiben des Angeklagten ein Riegel vorgeschoben werde. In seinem eigenen Interesse könne sie nur hoffen, dass er die angestrebte Langzeit-Drogenentwöhnung durchhalte. (*Name geändert.) Hoga

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