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25 Jahre Rotary Club Potsdam: Dienen und helfen, notfalls auf Finnisch

Der Rotary Club Potsdam wird 25 Jahre alt und sucht neue junge Mitglieder. Heute wird erst mal gefeiert.

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Irgendwann nach der Wende tauchten zwei Männer aus West-Berlin in Potsdam auf. Ihr Auftrag: einen Rotary-Ableger in Potsdam gründen. Sie erkundeten die Gastroszene in der Landeshauptstadt und blieben im Bayrischen Haus hängen. Dort erzählten sie der Hotelchefin von ihrem Anliegen. Und stießen auf Interesse. „Die dachte sich, das könnte was sein“, sagt Dirk Thiele. Die Chefin war seine Frau, und bald entwickelte sich aus dem Erstkontakt die Gründungsmannschaft des ersten Potsdamer Rotaryclubs, der am heutigen Samstag das 25-jährige Gründungsjubiläum feiert.

Das genaue Datum war der 15.11.1991, Präsident war der ehemalige Generalsuperintendent Günter Bransch. Von den 27 Mitgliedern waren nur elf Potsdamer, der große Rest kam aus den alten Bundesländern und West-Berlin. Alles Männer. Für die war das weitgehend neu, sich so zu organisieren. Und spannend. Bis heute. „Es geht um Wissensaustausch. Um geistigen Input, um neue Ideen“, sagt Dirk Thiele. Der heute 73-jährige Sportjournalist aus der Waldstadt ist für die Öffentlichkeitsarbeit des Rotary-Clubs verantwortlich. „Es ist hoch interessant, was für Leute man da so trifft“, sagt er. Die Mitglieder, mittlerweile 86 und darunter zehn Frauen wie die Potsdamer Schuldirektorin Carola Gnadt und die Unternehmerin Aenne Lamprecht, kommen aus allen möglichen Berufen: Anwälte, Professoren, Ärzte, Handwerksmeister, Firmeninhaber, Künstler – ein anregendes Umfeld.

Doch eigentlich ist das nur ein angenehmer Nebeneffekt, sagt Thiele. An erster Stelle steht die Aufgabe der Rotary-Mitglieder, der Gesellschaft zu dienen, sowohl der kleinen Gemeinschaft des Heimatortes als auch der internationalen Gemeinschaft. „Dienen und helfen“, sagt Thiele.

Das etwas altbackene Vokabular ist der langen Tradition geschuldet. 1905 gründete sich der erste Rotary-Service-Club in den USA. Die starre Satzung lockerte sich erst in den vergangenen Jahren auf – gibt aber auch Halt. Wer ein Rotary ist, kann sich darauf verlassen, dass es überall in der Welt nach den gleichen Prinzipien funktioniert. Man kann in jedem Land sofort an einem der wöchentlichen Treffen – immer zum Lunch mit einem Fachvortrag eines Mitglieds – teilnehmen. Thiele hat das schon öfter gemacht. Und auch wenn er in Finnland nichts verstand – interessant sei es trotzdem gewesen.

Der Potsdamer Club hat mittlerweile so viele Mitglieder, dass sich bereits zwei neue – Alter Markt und Belvedere – gründeten. Die Treffen von Rotary Potsdam finden im Restaurant Möwenpick statt, intellektueller Austausch zum Businesslunch. Jedes Jahr unterstützt der Verein Potsdamer Einrichtungen und Projekte, darunter die Telefonseelsorge und das Oberlinhaus. Die Arbeit mit schwerstbehinderten Kindern habe die Mitglieder sehr berührt, sagt Dirk Thiele. Auch an überregionalen Hilfsaktionen beteiligen sie sich. Zudem finanziert der Club Projekte der Begabtenförderung und einen internationalen Schüleraustausch. Jedes Jahr fahren drei Potsdamer Schüler ins Ausland – und drei Gastschüler kommen her.

Trotz allem bürgerschaftlichen Engagements – politische Einmischung ist nicht ihr Ziel. Auch wenn Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) Rotary-Mitglied ist. Keine politischen Ambitionen? „Die Vielfalt der Meinungen ist interessant“, sagt Thiele diplomatisch. Wichtiger als politisches Engagement sei konkrete Hilfe. So wurde, vor Jahren, die CDU-Politikerin Katherina Reiche nicht heimisch bei den Rotarys - zu verschieden seien die Vorstellungen einer Arbeit im Verein gewesen. Man habe sich damals bald wieder getrennt.

Und doch braucht der Club neue Mitglieder, vor allem jüngere. „Unter 50 wäre schön“, sagt Thiele. Kristof Biehl, 44 Jahre alt und Rechtsanwalt aus Potsdam, ist so einer. Er mag es, sich mit interessanten Menschen zu vernetzen, sagt er, und mit klugen Menschen auch mal quer zu diskutieren. Als er gefragt wurde, ob er Rotary werden möchte – man darf sich nicht selbst bewerben, sondern wird angesprochen – habe er sich gefreut. Eine Weile war er Aspirant, hielt dann seinen Antrittsvortrag über ein berufliches Thema, wurde aufgenommen. Dass sich die Rotarys zu Mittagessen statt langen Abendveranstaltungen treffen, findet er gut. „Das ist familienfreundlich“, sagt der vierfache Vater. Er findet auch gut, dass kürzlich die Satzung geändert wurde, sodass man jetzt nur noch einmal im Monat an einer Sitzung teilnehmen muss. Eine zu strenge Anwesenheitspflicht schrecke junge Interessenten ab, sagt er.

Das Jubiläum wird am heutigen Samstag mit einer Gala gefeiert. Mit Lebenspartnern und Partnerinnen. Den Festvortrag hält der derzeitige Präsident Rainer Lutz Glatz, der bis 2013 Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in Geltow war. Kennenlernen kann man die Rotarys demnächst, wenn sie wieder auf dem Sinterklaasmarkt Glühwein verkaufen und Spenden sammeln.

www.rotary1940.de/potsdam/

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