Landeshauptstadt: Diese Schuppen bringen Glück Kochtopf-Tipp für Kurzentschlossene: Verkauf von Silvester-Karpfen in der Fischerei Weber & Winkler
Innenstadt - „Manche Leute stecken sich eine Schuppe ins Portemonnaie und hoffen, dass Hartz-IV ausfällt.“ Thomas Winkler vom Fischereibetrieb Weber & Winkler in der Großen Fischerstraße weiß, warum bei vielen Leuten gerade zu Silvester Karpfen auf den Tisch kommt.
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Innenstadt - „Manche Leute stecken sich eine Schuppe ins Portemonnaie und hoffen, dass Hartz-IV ausfällt.“ Thomas Winkler vom Fischereibetrieb Weber & Winkler in der Großen Fischerstraße weiß, warum bei vielen Leuten gerade zu Silvester Karpfen auf den Tisch kommt. Es könnte Glück bringen. Wer sich heute noch entschließt, das Jahr mit einem Schuppentier im Topf ausklingen zu lassen, dem kann bei Weber & Winkler geholfen werden: Zwischen acht und zwölf Uhr ist geöffnet, Karpfen sind noch genügend da. Nur „küchenfertige Ware“, also geschuppte und ausgenommene Tiere, kann der Kurzentschlossene der Zeit wegen nicht mehr erwarten, erklärt der Havelfischer. Lebendig darf er die Fische aber nicht abgeben. Sie werden „geschlagen“ verkauft: „Die kriegen einen Schlag auf die Mütze und wenn sie sich beim Kochen noch bewegen, sind es nur die Nerven“, versichert Winkler. Gern wird der Zwei-Kilo-Karpfen genommen, so der Fischer. Im Angebot seien Spiegel- als auch Schuppenkarpfen. Letzterer ist der eigentliche Urkarpfen, der die Glücksschuppen mit sich bringt – aber auch mehr Arbeit bei der Zubereitung. Ein Kilogramm geschlagener Karpfen kostet in der Großen Fischerstraße 5,40 Euro. Echte Havelkarpfen sind selten geworden, so dass sie Winkler momentan nicht im Angebot hat. Seine Silvester-Ware kommt aus der Lausitz. Immerhin – das kann für Lokalpatrioten ein Trost sein – schwimmen seine Großmäuler bei ihm schon geraume Zeit in echtem Havelwasser. Thomas Winkler empfindet es nicht als „Fauxpas“, wenn sich jemand zu Silvester einen Zander macht. Allerdings seien die Zander-Fänge in diesem Jahr nicht gut gewesen. Grund sei das recht klare Havel-Wasser, denn Zander bevorzugten trübe Gewässer. „Wir vermuten“, meint Winkler, „sie können die Netze sehen.“ Auch beim Brotfisch der märkischen Fischer, dem Aal, halte sich der Ertrag „in Grenzen“. Jedes Jahr würden Jungaale eingesetzt, doch die Gewässerräume, wo sich Jungfische ungestört aufwachsen könnten, werden immer knapper. Ausgedehnte Seerosenfelder seien hierfür geeignet. Das einige, etwa an der unteren Planitzinsel, erst jüngst unter Schutz gestellt wurden, nennt Potsdams Fischer „ein gutes Werk“. Beeinträchtigungen ihres Geschäfts erfuhren Weber & Winkler, die beide ihr Handwerk bei Wolfgang Kühn am Plessower See in Werder erlernten, durch die Bauarbeiten „vor der eigenen Tür“. In diesem Jahr wurde die alte Stadtmauer restauriert. Kritisch sieht Winkler den geplanten Ausbau der Unteren Havel. Es werde zu Fangeinbußen kommen, für die die Fischer entschädigt werden sollten. Doch nun steht ein Neues Jahr vor der Tür und Fischer Thomas Winkler gibt allen Potsdamern einen Rat mit auf den Weg: Karpfen, meint er, schmecken im Sommer genauso gut wie zu Silvester.
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