Landeshauptstadt: „Dieses Haus spielt in der absoluten Weltliga“
Peter Joch, der Künstlerische Direktor des geplanten Kunstmuseums im Palast Barberini, über den Mäzen Hasso Plattner, die internationale Bedeutung der Einrichtung und seine Pläne für ein Kulturzentrum am Alten Markt
Stand:
Herr Joch, Sie sollen erster Künstlerischer Direktor der von Software-Milliardär und Mäzen Hasso Plattner gestifteten Kunsthalle im Palast Barberini in Potsdams Mitte werden. Wie kam es dazu?
Ich wusste erst gar nicht, was da für eine Aufgabe auf mich zukommen würde. Ausgeschrieben war nur die Betreuung einer Kunstsammlung. Dann bekam ich eine Einladung zu einem Treffen mit Hasso Plattner in Potsdam. Das fand in einer richtig guten Atmosphäre statt und hat uns beiden viel Spaß gemacht.
Und dann hat Plattner gesagt: „Sie sind mein Mann“?
Letztendlich ja. Das Gespräch fand im Juli statt und bereits am Tag danach hatte ich die Zusage. Ich freue mich wahnsinnig auf diese Aufgabe, denn das Museum ist ein einzigartiges Projekt.
Welche Aufgaben warten jetzt auf Sie?
Zunächst einmal begleite ich den Aufbau des Museums aus künstlerischer Sicht. Dazu gehört auch, dass ich Plattners Sammlung ostdeutscher Kunst betreue und auch erweitere. Außerdem werde ich ein Konzept für die Ausstellung mit französischen Impressionisten und Expressionisten erarbeiten, mit der das Museum 2016 eröffnet werden soll.
Können Sie denn schon verraten, was die Besucher dort zu sehen bekommen?
Ich bin ganz sicher, dass wir Werke von Claude Monet zeigen werden, der schließlich eine der zentralen Figuren des Impressionismus ist. Welche seiner Werke dabei aus welchen Museen kommen, ist aber noch offen. Das letzte Wort hat natürlich Hasso Plattner.
Welche Bedeutung hat das Museum für die Stadt Potsdam, die in der Bildenden Kunst bislang praktisch ein unbeschriebenes Blatt ist?
Die Ausstattung wird fantastisch sein. Die Klima- und Haustechnik ist so konzipiert, dass auch Kunstwerke aus dem New Yorker Metropolitan Museum oder den Vatikanischen Museen in Potsdam gezeigt werden könnten. Dieses Haus wird vom künstlerischen Anspruch her in der absoluten Weltliga spielen.
Gibt es denn überhaupt vergleichbare Museen?
In den USA gibt es große Stiftungen, die private Museen finanzieren. In Europa ist die Stiftung eines Museums dieser Größe und Bedeutung für eine Stadt meiner Meinung nach aber einzigartig.
Was halten Sie von der Idee, ein Kunstmuseum in einer Replik unterzubringen, einem Nachbau des im Krieg zerstörten Palastes Barberini?
Das ermöglicht eine wahnsinnig spannende Auseinandersetzung mit der Geschichte. Bedenken Sie, der alte Palast war die preußische Kopie eines italienischen Originals in Rom. Das DDR-Regime ließ die zerstörte Ruine sprengen – nun wird der Palast wiederaufgebaut und dient als Kulisse für ostdeutsche Kunst. Viele DDR-Künstler wie Wolfgang Mattheuer und Bernd Heisig haben sich ja auch mit ideologischen Fragen des 20. Jahrhunderts auseinandergesetzt. Mein Traumziel ist es, dass das Museum ein Ort wird, an dem nicht nur bedeutende Kunst gezeigt wird, sondern der auch zum Nachdenken anregt, zur Auseinandersetzung mit der Geschichte.
Wie wollen Sie diese Einrichtung in Potsdam in Szene setzen?
Mir ist sehr daran gelegen, dass der Alte Markt – der jetzt mit dem Stadtschloss und der Uferbebauung an der Alten Fahrt wieder ein traumhaft schöner Platz wird – zum Schwerpunkt des kulturellen Lebens in Potsdam wird. Ich möchte mit allen Trägern wichtiger Touristenattraktionen eng zusammenarbeiten und vor allem auch mit der Schlösserstiftung über gemeinsame Marketingaktionen beraten. Auch mit der Stadtverwaltung werde ich reden, denn mit dem Potsdam Museum gibt es ja eine weitere Kultureinrichtung vor Ort. Ich bin für alle Vorschläge offen. Natürlich streben wir auch eine enge Kooperation und Vernetzung mit den großen Berliner Museen an.
Haben Sie schon erste Ideen für ein Konzept?
Wir sind da noch ganz am Anfang. Ich baue gerade ein Team auf, das sich mit diesen Fragen beschäftigen wird. Wir werden ein Konzept ausarbeiten, das so spannend sein wird, dass möglichst viele bedeutende Leihgeber mitmachen wollen.
Wie groß wird der Anteil von Hasso Plattners privater Sammlung an der Eröffnungsausstellung mit französischen Impressionisten und Expressionisten sein?
Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Das Konzept für die Eröffnungsausstellung werde ich eng mit Hasso Plattner abstimmen. Letztlich wird er entscheiden, welche Werke er aus seiner Sammlung auswählt und wie die Schau durch Werke anderer Leihgeber ergänzt werden kann.
Wie wird Potsdam von dem Museum profitieren?
Die Stadt kann sehr, sehr stolz auf dieses Projekt sein. Hier entsteht etwas Mitreißendes, eine fantastische Neugründung eines privaten Museums. Ich freue mich sehr darauf, dieses Vorhaben von Anfang an begleiten zu dürfen. Natürlich werde ich mit meiner Frau und meinem Kind auch nach Potsdam ziehen. Die Stadt ist wunderschön, sie hat eine ganz besondere Atmosphäre. Es gibt nur wenige Städte, in die ich sofort ziehen würde. Potsdam ist eine davon.
Die Fragen stellte Peer Straube
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