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Homepage: „Digitale Bilder wirken fast synthetisch“ HFF-Professor Martin Steyer zum digitalen Kino

In der kommenden Woche wird in der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ die neuste digitale Filmtechnik auf dem Symposium „Insight Out“ präsentiert. Wie weit ist die Digitalisierung im Filmbereich vorangeschritten?

Stand:

In der kommenden Woche wird in der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ die neuste digitale Filmtechnik auf dem Symposium „Insight Out“ präsentiert. Wie weit ist die Digitalisierung im Filmbereich vorangeschritten?

Die Frage „Digital oder analog?“ ist eigentlich durch. Digitale Technik hat sich mittlerweile bis in den Privatbereich durchgesetzt, hat sich komplett etabliert. Selbst wenn noch konventionell gefilmt wird, kommt die Digitalisierung in der Nachbearbeitung.

Welche Vorteile stecken im digitalen Kino?

Es gibt immense Manipulationsmöglichkeiten, vor allem bei Bildern – wie zum Beispiel die Mischung aus realen Sets und virtuellen Welten oder das Austauschen von Figuren. Darüberhinaus gibt es eine große Kostenersparnis für die Filmemacher. Komparsen können eingespart werden, weil diese digital vervielfältigt werden können.

Sieht der erfahrene Filmemacher Steyer auch Nachteile?

Das geübte Kinoauge erkennt den Unterschied. Digitale Kinobilder wirken unbearbeitet fast synthetisch. Das liegt an den veränderten Strukturen. Während man beim Film bislang eine analoge Struktur hatte, also eine Zufallsverteilung von Korn, ist die digitale Darstellung eine geometrische Struktur. Das versucht die digitale Bearbeitung auszuschalten, indem das Filmkorn digital nachgebildet wird. Bei den großen Kinoproduktionen wird das bereits gemacht, weil das Bild ansonsten zu ungewohnt für den Zuschauer ist.

Die größten Veränderungen scheint es demnach beim Bild zu geben. Sie sind ein „Tonmann“. Wie wirkt sich die Digitalisierung in diesem Bereich aus?

Der Ton ist dem Bild weit voraus. Die Digitalisierung ist in diesem Bereich so gut wie abgeschlossen. Den digitalen Ton gibt es seit ungefähr 20 Jahren.

Welche Bedeutung hat der Ton beim Film?

Eine durchaus wichtige. Ton wird normalerweise nicht bewusst wahrgenommen, ist nichts desto trotz aber immanent wirksam. Das ist besonders dann zu bemerken, wenn unterschiedliche Töne auf ein Bild gelegt werden und die Szene emotional vollkommen unterschiedlich wirkt.

Sie haben dutzende bekannte Fernseh- und Kinokoproduktionen „vertont“. Unterscheiden sich Mischungen von Komödien wie bei „Wenn Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ und Dramas wie „Contergan“ ?

Bei Komödie kann man viel rabiater und deutlicher herangehen. Bei einem Stoff wie „Contergan“ ist es wichtig, dass alles in einem Realismus bleibt. Wenn da der Ton stark hervortritt, steigt der Zuschauer aus. Gerade bei solchen Stoffen ist es wichtig, dass alles mit dem Spiel im Film übereinstimmt. Das ist beim Actionfilm oder im Thriller ganz anders. Da kann Ton auch als Signalgeber genutzt werden.

Neben der praktischen Arbeit an Kino- und Fernsehfilmen sind sie HFF-Vizepräsident und haben nun auch noch die Programmdirektion von „Insight Out“ übernommen. Waren sie unterfordert, oder wie kam es zur zusätzlichen Aufgabe?

Ich bin an der HFF für die Einführung der neuen Technologien verantwortlich, deshalb ist diese Veranstaltung in meinen Bereich gefallen. „Insight Out“ ist ein Traningsprogramm für Filmemacher, die Einblicke in digitales Kino bekommen möchten. Vor allem Entscheidungsträger sind angesprochen. Darüber hinaus gibt es erstmals mit der HD Expo eine Ausstellung, die einen praktischen Einblick in die Neuheiten der digitalen Filmherstellung bietet.

Dürfen die HFF-Studenten auch einen Blick auf die neue Technik werfen?

Im Vergleich zu den Vorjahren sind unsere Studenten stärker involviert. Diesmal gibt es einen speziellen Bereich, bei dem wir Besuch von Filmschulen aus ganz Europa erwarten. Hier soll vor allem der studentische Austausch gefördert werden.

Das Interview führte Kay Grimmer

Das Symposium „Insight Out“ findet am 11. und 12. März in der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ statt.

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