
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Direkt von der Havel an die Isar
Ab 18. Dezember knüpft BerlinLinienBus auch Potsdam ans Netz seiner Berlin-München-Strecke
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Wer künftig von Potsdam direkt nach München oder umgekehrt reisen will, muss nicht länger auf die Einrichtung einer ICE-Verbindung warten oder selbst das Gaspedal strapazieren. Das Fernbusliniennetz ist nun auch mit Potsdam verknüpft. Ab 18. Dezember nimmt das Reiseunternehmen BerlinLinienBus, hinter dem die Deutsche Bahn steht, die Linie Potsdam-München ins Programm, ab heute können Tickets gebucht werden.
Ganz direkt ist die Verbindung jedoch nicht. Vom Busbahnhof vor dem Potsdamer Hauptbahnhof wird zunächst ein Zubringerbus starten, der die Reisenden bis Michendorf bringt, wo sie an der Autobahnraststätte in den Fernbus umsteigen. Wer aus München kommt, muss ebenfalls in Michendorf umsteigen, um final nach Potsdam zu gelangen. Angeboten wird der Transfer von und nach Michendorf vom Potsdamer Busunternehmen Günther Anger.
Zunächst wird es täglich eine Fernbusfahrt von der märkischen in die bayrische Landeshauptstadt geben. Stationen auf den knapp 600 Kilometern von der Havel bis zur Isar sind Leipzig, Bayreuth und Nürnberg. Die einfache Fahrt bis München kostet 49 Euro. In Potsdam beginnt die Reise um 12.10 Uhr, Ankunft in München ist – läuft alles planmäßig – um 19.30 Uhr. Wer in umgekehrter Richtung reisen möchte, steigt um 13.30 Uhr am Zentralen Busbahnhof an der Münchner Hackerbrücke in den Bus und ist um 20.45 Uhr am Ziel. Tickets können online bei BerlinLinienBus, unter einer Hotline, in einigen S-Bahnkundenzentren oder auch in Reisebüros gebucht werden.
„Mit der Buslinie verbinden wir zwei attraktive Städte“, sagt ein Deutsche-Bahn-Sprecher. „Wir denken, dass es für Touristen, Studenten und vielleicht auch Berufspendler interessant ist.“
Fernbusse etablieren sich seit ihrer rechtlichen Anerkennung für den gesamtdeutschen Verkehr als attraktive und unkomplizierte Alternative zu Bahn, Flugzeug und Pkw. Seit das Bahnmonopol Anfang des Jahres weggefallen ist, hat sich der Markt schnell entwickelt: Rund 170 Anbieter machen nicht nur der Schiene, sondern sich gegenseitig Konkurrenz. Zuvor hatte das gesetzlich garantierte Monopol 70 Jahre lang dafür gesorgt, dass es in Deutschland so gut wie keine Fernbuslinien gab (siehe Kasten).
Neben Branchen-Newcomern weitet auch die Deutsche Bahn ihr Angebot mit dem IC-Bus aus. Seit Oktober schicken auch die Post und der ADAC den Postbus auf die Strecke. „Wir erleben mit rasanter Geschwindigkeit einen Marktaufbau“, sagt Christoph Gipp, Verkehrsexperte des Berliner IGES-Instituts.
Anzukommen scheint nach Gipps Einschätzung das neue Angebot vor allem bei Reisenden, denen die Bahn oder die Autofahrt zu teuer geworden ist: Rentner und Studenten. „Viele kommen von den Mitfahrzentralen, viele wären ohne die neuen Angebote aber auch gar nicht gereist“, sagt Verkehrsexperte Gipp. Damit hätte die Regierung ihr Ziel erreicht, Fernreisen auch sozial schwächeren Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen – ohne dem Staatsbetrieb Bahn zu sehr zu schaden. Denn Geschäftsreisende und Berufspendler nutzen die neuen Busverbindungen selten. Deren Anteil in den Passagierlisten liegt Umfragen von Busunternehmen zufolge bei unter zehn Prozent.
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