Landeshauptstadt: „Disko-Klocks“
Ausstellung eröffnet: „Klompen, Trippen und Pantinen – Die Geschichte des Holzschuhs“
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Ausstellung eröffnet: „Klompen, Trippen und Pantinen – Die Geschichte des Holzschuhs“ Von Guido Berg Hans Dijkman ist Klompen-Macher von Beruf. Mit filigranen Messerschnitten fertigt er handfeste Holzschuhe in Serie. Eigentlich in Luttenberg in den Niederlanden daheim, ist er an diesem Wochenende Sonnabend und Sonntag jeweils von 11 bis 18 Uhr im Jan Bouman Haus bei seiner Arbeit zu beobachten. Gestern wurde in dem Museum in der Mittelstraße im Märkischen Viertel die Ausstellung „Klompen, Trippen und Pantinen – Die Geschichte des Holzschuhs“ eröffnet und der Handwerker sprühte beim Klompen-Machen nur so vor Humor. Im Erdgeschoss des Bouman Hauses bearbeitet Dijkman einen Holzscheit, der auch gut in den dortigen alten Kamin gepasst hätte. Ob er gerade einen linken oder rechten Schuh schnitzt, will er wissen. „Links“ sagt eine interessierte Besucherin. „Richtig“, meint der Niederländer, „ich habe gehört, dass es in Potsdam viele Leute mit zwei linken Händen gibt.“ Wahrscheinlich brauche er daher auch mehr linke Schuhe als rechte. Dann zeigt der Schuhmacher zwei schicke Exemplare – „Disko-Klocks“, wie er meint und verspricht, „im nächsten Jahr mache ich welche mit Reißverschluss dran“. Dann zeigt er holzige Fußballschuhe – „für die holländische Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft 2006“, wie er schmunzelnd erklärt. Die Ausstellung, von Ute Kamps, Gila Schröder, Etna Zach und vielen anderen vorbereitet, zeigt eine bisher noch nie gesehene Wissens- und Exponatfülle über die Spur des Holzschuhes im märkischen Sand. Der Ursprung des hölzernen Fußschutzes liegt in Frankreich, Belgien oder den Niederlanden – je nachdem, wo wieder mal das älteste Exemplar bei Erdarbeiten zu Tage gebracht werde. Die Länder sind sich nicht ganz einig, welches Ursprungsland der Holzschuhe war. Die Tatsache, dass Schuhe in Potsdam einst auch den Namen „Pariser“ trugen, deutet daraufhin, dass Hugenotten sie mitbrachten. Als „Pantinen“ werden sie noch bis in die heutige Zeit getragen. Wie Ute Kamp gestern den ersten Gästen der Ausstellung berichtete, hätten alte Dokumente aus dem Stadt-Archiv bewiesen, dass noch in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts in der Geschwister-Scholl-Straße 23 (früher Viktoria-Straße) ein Holzschuh-Macher arbeitete. Paul Bauer war sein Name, er beschwerte sich in dem Dokument über die zu engen Räumlichkeiten. In Preußen waren die von Hugenotten und Niederländer mitgebrachten Holzschuhe so erfolgreich, dass König Friedrich Wilhelm das Tragen von Holzschuhen verbot – um die mit Leder arbeitenden Schuhmacher vor der Holz-Konkurrenz zu schützen.
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