ATLAS: Diskrepanz
Henri Kramer findet Bernd Richters „Sowieso“-Kosten völlig daneben
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Eigentlich ist es eine schöne Nachricht: Das Hans Otto Theater bekommt aus der Kasse des Kommunalen Immobilienservice (KIS) unter anderem einen schicken Samtvorhang, Tiefenabsorber und ein Akustiksegel. Damit sollen die Gäste in Zukunft besser verstehen können, was auf der Bühne passiert. Schön. Und doch stößt die Nachricht bitter auf, weil sich ein Eindruck aufdrängt: Die Hochkultur muss nur mit dem Finger schnippen und Kritik an der Lautstärke äußern, schon fließt das Geld. Doch glücklicherweise tun solche Kosten in Höhe von 330 000 Euro offenbar auch niemand weh: Es seien nur „Sowieso“-Kosten, sagte gestern KIS-Chef Bernd Richter, dafür seien ja Rücklagen gebildet wurden. Ein Schelm könnte nun denken: Wenn es solche „Sowieso“-Kosten gibt, warum saniert die Stadt nicht einfach das marode „Archiv“-Jugendzentrum an der Speicherstadt, so dass nicht ständig Gerüchte über eine Schließung durch die Bauaufsicht aufkommen? Mit „Sowieso“-Kosten ließe sich viel Jugendkultur retten, die in Potsdam gerade stirbt. Doch passiert etwas von Seiten der Verwaltung? Es ist diese Diskrepanz zwischen Geld für Hochkultur und für freie Szene, die gerade junge Menschen an Potsdam annervt. Da wirken Worte wie „Sowieso“-Kosten einfach nur daneben.
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