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Missbrauchs-Vorwürfe: Disziplinarverfahren gegen Pfarrer eingestellt

Die Ermittlungen im Fall Uwe D. sind ergebnislos beendet. Der pensionierte Pfarrer sagt, seine Ehre sei nun wiederhergestellt

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Die Ermittlungen der Evangelischen Kirche zu Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren Pfarrer der Heilig-Kreuz-Gemeinde sind eingestellt. Das teilte Superintendent Joachim Zehner bei der Herbstsynode des Potsdamer Kirchenkreises mit, die am Freitag und Samstag in der Versöhnungskirche am Kirchsteigfeld stattfand.

Laut der den PNN vorliegenden Erklärung von Zehner sagte Potsdams oberster Kirchenmann, mit der Entscheidung sei das kirchliche Disziplinarverfahren gegen Uwe D. beendet. Zur Begründung sagte Zehner, ein Zeuge, der vor drei Jahren noch gegenüber der Staatsanwaltschaft die Vorwürfe gegen D. erhoben hatte, sei nicht mehr bereit gewesen, gegenüber der Disziplinarkammer der Evangelischen Kirche Deutschlands auszusagen. „Man muss respektieren, dass jemand nicht mehr über diese Sache sprechen will“, sagte Zehner den PNN am Sonntag.

Der Fall hatte den Potsdamer Kirchenkreis drei Jahre nicht zur Ruhe kommen lassen. Die Vorwürfe gegen den früher als Jugendpfarrer tätigen D. wurden im Frühsommer 2010 bekannt. Doch zu mehreren Strafanzeigen gegen D., er habe jüngere Kirchenmitglieder sexuell genötigt, ermittelte die Staatsanwaltschaft nicht weiter – weil die vermuteten Vorfälle bis zu 30 Jahre zurücklagen und somit nach Angaben der Behörde verjährt waren. Ein weiteres Verfahren wegen des Verdachts der Misshandlung von Schutzbefohlenen wurde von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Uwe D. selbst hat alle Vorwürfe stets vehement bestritten und sich als Opfer einer Rufmord-Kampagne gesehen, da er entgegen der offiziellen Kirchenlinie gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche agitiert habe. Wäre er bei dem jetzt beendeten Disziplinarverfahren – das anders als im Strafrecht keine Verjährungsfristen vorsieht - verurteilt wurden, wäre dem 1934 Geborenen womöglich seine Pension gekürzt worden.

Zehner – der im Frühjahr 2010 gegen Uwe D. eine Strafanzeige stellte, nachdem er mit einem mutmaßlichen Opfer des Pfarrers gesprochen hatte – sagte den PNN, er habe damals nach einem begründeten Anfangsverdacht handeln müssen. Das würde er auch heute noch so tun.

Zehner und auch die Landeskirche hatten auch gefordert, Uwe D. müsse seine Gemeindewohnung verlassen. Nach einem Streit über den Umgang mit den Missbrauchsvorwürfen hatten Zehner und die Landeskirche zudem den Gemeindekirchenrat der Heilig-Kreuz- Gemeinde wegen mehrfacher Amtspflichtverletzung auflösen lassen, weil das Gremium den Anschuldigungen gegen den früher in der Gemeinde tätigen Pfarrer nicht mit der gebotenen Sorgfalt nachgegangen sei. Hinweise auf Vorwürfe gegen Uwe D. habe es schon Jahre vorher gegeben, lautete ein Vorwurf. In der Potsdamer Kirche war die Auflösung des Gremiums ein bis dato einmaliger Vorgang. Der Kirchenrat hatte die Vorwürfe gegen seine Arbeit bestritten und eine öffentliche Entschuldigung von Zehner gefordert, weil sich kein Vorwurf gegen Uwe D. bestätigt habe. Eine Klage des Gemeindekirchenrats gegen die verfügte Auflösung scheiterte.

Uwe D. sagte den PNN am Sonntag, aus seiner Sicht habe nach der Staatsanwaltschaft nun auch das Kirchengericht festgestellt, dass bei seinem Handeln gegenüber jungen Leuten nichts Strafwürdiges geschehen sei – „und nichts, was einen Beschuldigungsgrund rechtfertigen könnte“. Damit sei seine Ehre wiederhergestellt, betonte der pensionierte Pfarrer.

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