Landeshauptstadt: Doch kein Ausbau der Behlertstraße?
Bürgerinitiative für weniger Verkehr in der Hans-Thoma-Straße richtet Protestschreiben an Verwaltung
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Innenstadt - Die Bürgerinitiative für eine Hans-Thoma-Straße mit weniger Verkehr fühlt sich von der Stadtverwaltung getäuscht. Dies geht aus einem Brief an den Fachbereich Umwelt und Natur hervor, der den PNN vorliegt. Darin wirft Arno Gorgels, der Sprecher der Initiative, der Verwaltung vor, getroffene Vereinbarungen zu ignorieren: „Mit den Bürgern verabredete Maßnahmen“ würden so zur „Farce“, schreibt Gorgels.
Bei dem Streit geht es um das Wohngebiet zwischen der Behlertstraße und der Hans-Thoma-Straße – den beiden Straßen, über die große Teile des Verkehrs von und auf die Humboldtbrücke fließen. Schon Jahre klagen Anwohner zwischen beiden Trassen darüber, dass ihr Wohnareal von zwei Seiten von Autoschlangen „verschluckt“ und so Bausubstanz zerstört wird. Im Februar dieses Jahres – nach kommunalen Workshops – war eine Lösung erkennbar geworden: Die Verwaltung hatte angekündigt, die Behlertstraße dreispurig auszubauen: Zwei Spuren wie bisher in die Stadt hinein, dazu eine Spur in Richtung Nutheschnellstraße. So sollte die dann einspurige Hans-Thoma-Straße nur noch von Fahrern genutzt werden, die in die Berliner Straße abbiegen wollen. Eine Simulation ging so von 60 Prozent weniger Verkehr in der Hans-Thoma-Straße aus: 6500 statt 16 000 Wagen pro Tag. Daraus wollte die Verwaltung einen Bebauungsplan (B-Plan) erarbeiten.
Doch der B-Plan lässt auf sich warten. Nach einer Anfrage der Grünen-Stadtverordneten Saskia Hüneke vor anderthalb Monaten will sich die Verwaltung heute im Bauausschuss zu den Plänen äußern. Zudem stehen noch die Ergebnisse eines Luft- und Lärmgutachtens aus, das für den Bebauungsplan schon Mitte September vorliegen sollte. „Wir haben das Gefühl, dass unser Wunsch nach Ausbau der Behlertstraße zunehmend keine Rolle mehr spielt“, sagte Gorgels gestern den PNN. Seine Befürchtungen macht er beispielsweise am aktuellen Entwurf für einen Luftreinhalteplan für Potsdam fest: Darin wird der dreispurige Ausbau der Behlertstraße nicht mehr erwähnt, ebenso kommt die beruhigte Hans-Thoma- Straße nicht mehr vor. Die Behlertstraße gilt als eine der am stärksten mit Feinstaub belasteten Straßen der Stadt. Bereits im Februar hatte das Landesumweltamt davor gewarnt, die Straße auszubauen: Mit mehr Verkehr würde noch mehr Schmutz in der Straße entstehen. Betroffen sind dort 170 Anwohner. Unklar war damals auch geblieben, ob die Verwaltung für den Ausbau einzelne Seitengrundstücke kaufen müsste oder sogar der Abriss von einzelnen Häusern nötig würde.
Die Verwaltung wollte sich gestern zu einer Anfrage der PNN – ob Ausbau Behlertstraße oder nicht – nicht äußern. Stadtsprecher Hartmut Kreft verwies auf die heutige Bauausschusssitzung. Dort sind auch Vertreter der Bürgerinitiative eingeladen. Ob Gorgels kommt, ließ er gestern offen – wegen der Enttäuschung über die Verwaltung: „Die verkehrsberuhigte Hans-Thoma-Straße sollte unser Viertel zur Innenstadt öffnen und den Verfallsprozess stoppen helfen.“ Henri Kramer
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