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Mit Dach. Der dreistöckige Verbinder und der historische Altbau.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Doch nicht oben ohne

Das Humboldt-Gymnasium feierte Richtfest für den Neubau. Der Verbinder wird nun doch dreigeschossig

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Teltower Vorstadt – Überraschende Wendung im Streit zwischen Stadt und Land um den Ausbau des Humboldt-Gymnasiums: Der Verbinder zwischen Neubau und dem denkmalgeschützten Altbau wird nun doch drei überdachte, geschlossene Geschosse haben – und nicht wie zwischenzeitlich als Kompromiss mit dem Land vereinbart nur zwei plus einen offenen Übergang ohne Dach im dritten Geschoss. Das verkündete Schulleiterin Carola Gnadt am Donnerstag beim Richtfest für den Neubau.

Der Streit um die Gestaltung des Verbindungsbaus hatte den Baubeginn auf dem Areal des abgerissenen Blauhaus’ im vergangenen Jahr um vier Monate verzögert. Ursprünglich sollte der Grundstein vor den Sommerferien gelegt werden und der Rohbau vor dem Winter stehen. Doch daraus wurde nichts: Wie berichtet waren die Pläne für den dringend benötigten Anbau zunächst bei der Landesdenkmalbehörde durchgefallen. Landeskonservator Thomas Drachenberg hatte eine „gravierende und erhebliche Beeinträchtigung des Denkmalwertes“ moniert. Sowohl die Substanz als auch das Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Schulgebäudes werde erheblich beeinträchtigt. Zudem ginge der Charakter des Hauses als freistehender Solitär verloren. Ausgeräumt wurden diese denkmalfachlichen Bedenken seinerzeit nicht – die Stadt räumte sogar ein, die Denkmalbehörde zu spät beteiligt zu haben. Einen Kompromiss gab es im Juli 2013 dennoch. Ein möglicher Ministerentscheid als Schiedsspruch zwischen Stadt- und Landesbehörden hätte sonst weitere Verzögerungen nach sich gezogen.

Dass das Landesdenkmalamt seinen Standpunkt später trotzdem revidierte, ist Potsdams neuem Behindertenbeauftragen Christoph Richter zu verdanken, hieß es. Er nahm im August 2013 seine Arbeit auf, nachdem die Stelle zuvor zwei Jahre vakant gewesen war. Auch die Erweiterung des Humboldt-Gymnasiums landete schließlich zur Stellungnahme auf seinem Schreibtisch. Sein Einwand: Ein offener Übergang im dritten Stock diskriminiere behinderte Schüler. Zweimal die Etage wechseln zu müssen, um bei Regen oder Schnee trocken von einem Gebäudeteil in den anderen zu gelangen, sei ein unzumutbares Erschwernis. Seiner Argumentation konnte sich auch die Landesbehörde nicht verschließen und stimmte schließlich einem alternativen Entwurf für den Verbinder zu: Nun werden alle Etagen voll verglast. Im ursprünglichen Entwurf sollten nur die unteren beiden eine Glasfassade bekommen, das oberste Geschoss jedoch Einzelfenster. „In dieser Stadt ist nichts unmöglich“, sagte Schulleiterin Gnadt. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sprach von einer gelungenen Lösung.

Im Dezember soll der Erweiterungsbau mit 22 Klassenräumen, Lehrerzimmer, Küche und dem sechs Meter hohen Mehrzweckraum für Klausuren, Veranstaltungen und das Schulessen auch innen fertig sein. Dank des milden Winters und eines störungsfreien Bauablaufs konnte ein Teil der Verspätung aufgeholt werden. Anschließend wird der historische Altbau modernisiert und an die heutigen Brandschutzerfordernisse angepasst. Im Oktober 2015 soll das Provisorium für die knapp 700 Schüler ein Ende haben. Insgesamt gibt der Kommunale Immobilienservice, der im Auftrag der Stadt die Schulgebäude baut und unterhält, für die Baumaßnahme 9,35 Millionen Euro aus.

Unklar ist unterdessen, wie die Außenanlagen inklusive der Sportflächen gestaltet werden. Und es fehlt das Geld für eine ausziehbare Tribüne in der Aula mit den für eine gute Akustik bei Schulaufführungen gebogenen Wänden. Dafür werden nun Spenden gesammelt. Auch für ein weiteres Vorhaben ist die Finanzierung offen: Das Humboldt-Gymnasium möchte die erste Schule im Land Brandenburg sein, an dem Gehörlose das Abitur machen können. Marco Zschieck

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