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Gedenken: Doch noch einen Plan für den Tag von Potsdam
Mit vier verschiedenen Aktionen will die Potsdamer Stadtverwaltung an den 21. März 1933 erinnern - und dafür einen etwas längeren Anlauf benötigt.
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Es ist der wichtigste Gedenktag für die Stadt Potsdam in diesem Jahr: der 21. März. An diesem Tag vor 80 Jahren kam es vor der Garnisonkirche zum demonstrativen Schulterschluss zwischen Adolf Hitler und dem national-konservativen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg. Seit Wochen stehen dafür mehrere Veranstaltungen fest, teils hochkarätig besetzt. Nur von der Potsdamer Stadtverwaltung war bislang nichts zu hören – selbst der Chef der Stadtverordneten, Peter Schüler, konnte Anfang der Woche gegenüber den PNN nichts Genaues sagen: „Ich hoffe, der Oberbürgermeister informiert nächste Woche darüber.“ Auch eine PNN-Anfrage an das Büro von Jann Jakobs (SPD) blieb zunächst unbeantwortet.
Nun hat die Stadtverwaltung aber doch noch einen Plan fürs Gedenken und die Auseinandersetzung mit der Geschichte geschmiedet. Wie Stadtsprecher Stefan Schulz am Mittwochabend mitteilte, sind die Neubenennung eines Platzes, ein Demokratiespaziergang, die Vorstellung einer Broschüre und ein Diskussionsabend geplant. Sicherlich komme die Veröffentlichung der Vorhaben „ein bisschen spät“, räumte Schulz ein. Doch hätten noch Absprachen mit verschiedenen Partner stattfinden müssen: „Wir wollten nicht an die Öffentlichkeit gehen, bevor die Dinge nicht in Sack und Tüten sind.“
Konkret soll das Gedenken am 19. März beginnen. Dann wird der Platz zwischen Langer Brücke und Landtag nach dem letzten demokratisch gewählten preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun (SPD) benannt werden. Er gilt als Kämpfer gegen den aufkommenden Nationalsozialismus, nach seiner Entmachtung 1932 musste er ins Exil flüchten. „Damit soll ein deutliches Zeichen für ein demokratisches Potsdam gesetzt werden, quasi als Gegenpol zur gängigen Geschichtsbetrachtung des Tages von Potsdam“, sagte Schulz. Landtagspräsident Gunter Fritsch und Ministerpräsident Matthias Platzeck (beide SPD) hätten ihre Teilnahme zugesagt.
Am 20. März soll mit einem Spaziergang unter dem Motto „Demokratie bewegt uns“ ab 19 Uhr an den Tag von Potsdam erinnert werden – er soll an den drei Kirchenstandorten vorbeiführen, die laut Schulz vor 80 Jahren im Mittelpunkt standen. Der Spaziergang beginnt an der Kirche St. Peter und Paul und führt über die Nikolaikirche zum Standort der Garnisonkirche. Organisator seien die Stadt, die Kirchen in Potsdam sowie das brandenburgische Aktionsbündnis gegen Gewalt und Rechtsextremismus. Ebenso ist laut Schulz am 20. März geplant, dass Oberbürgermeister Jakobs eine neue Broschüre des Vereins Opferperspektive zum Alltagsrassismus in Potsdam der Öffentlichkeit vorstellt.
Am Gedenktag selbst veranstalte die Stadt zudem einen Diskussionsabend im Stadthaus. Ab 18 Uhr sei dabei der Historiker Thomas Wernicke zu Gast: Er hatte zuletzt die Vorgänge an dem Tag vor 80 Jahren rekonstruiert und dabei unter anderem herausgefunden, dass das berühmt-berüchtigte Handschlag-Foto von Hitler und Hindenburg eigentlich bei der Verabschiedung der Politiker aufgenommen und erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu einem Symbol für die Machtübernahme der Nazis wurde.
Jakobs erklärte in einer Mitteilung, mit den Veranstaltungen wolle er an die Schreckensherrschaft erinnern, um die Mahnung vor Unterdrückung und Krieg aufrechtzuerhalten: „Als Landeshauptstadt haben wir durch die Inszenierung der Vereinigung des national-konservativen Lagers mit Hitler in und vor der Garnisonkirche eine besondere Verantwortung.“
Mit dem umstrittenen Wiederaufbau der Barockkirche soll im Frühjahr 2014 begonnen werden. Mithilfe von Spenden soll bis 2017 für rund 40 Millionen Euro zunächst der Turm nachgebaut werden. Hunderte Gegner wollen gegen das Projekt am 21. März an der Breiten Straße/Ecke Dortustraße protestieren. Zum Tag veranstaltet laut Schulz auch die Landeszentrale für politische Bildung im Filmmuseum eine ganztägige Veranstaltung mit Lesungen, Filmen und Diskussionsrunden. Eingeladen ist etwa Martin Sabrow vom Zentrum für Zeithistorische Forschung. Am Vorabend, am 20. März, veranstaltet die Rosa-Luxemburg-Stiftung im Potsdam-Museum am Alten Markt ab 18 Uhr eine Diskussion zu historischen Lehren aus dem damaligen Geschehen.
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