Landeshauptstadt: Dokumente gegen das Vergessen Neue Datenbank „Frauen von Ravensbrück“
Das Große Waisenhaus in der Lindenstraße war gestern Schauplatz für eine ganz besondere Präsentation. Ein Team des Vereins „Waldak Media“ schaltete die Datenbank „Die Frauen von Ravensbrück – Das Videoarchiv“ frei.
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Das Große Waisenhaus in der Lindenstraße war gestern Schauplatz für eine ganz besondere Präsentation. Ein Team des Vereins „Waldak Media“ schaltete die Datenbank „Die Frauen von Ravensbrück – Das Videoarchiv“ frei. Ab sofort ist der Zugang über das Internet möglich. Die Stiftung großes Waisenhaus hat sich an diesem Projekt, das die Erinnerung an das größte Konzentrationslager (KZ) für Frauen wach halten soll, mit 10 000 Euro beteiligt. Die Bundeskulturstiftung gab 130 000 Euro und das Land Brandenburg 50 000 Euro.
Die Sache begann vor dreißig Jahren, als die Filmemacherin Loretta Walz Videointerviews mit Überlebenden der Konzentrationslager Moringen, Lichtenburg und Ravensbrück führte. Mehr als 200 Interviews und Lebensgeschichten von Frauen aus West- und Osteuropa bilden die Grundlage für die umfangreiche Datensammlung. Im 1939 gegründeten KZ Ravensbrück, einem Ortsteil von Fürstenberg (Havel), fielen über 92 000 Frauen und Kinder aus 18 Nationen dem Nazi-Terror zum Opfer. Ravensbrück und über zwanzig Außenlager versorgten die Rüstungsindustrie, unter anderem den Siemens-Konzern, mit billigen Arbeitskräften. Unter dem Stichwort „Siemens“, sind, wie gestern gezeigt, 72 Aussagen und Dokumentationen von Frauen, die für den Konzern gearbeitet haben, abrufbar. Der Zugang zur Datenbank ist einfach. Über das Stichwort „Ravensbrück“ gelangt der Nutzer leicht in das Videoarchiv. Allerdings: Um es vollständig nutzen zu können, benötigt er eine Anmeldung und die Anerkennung der Nutzungsbedingungen. Aber bereits ohne Anmeldung gibt es eine Menge wichtiger Informationen. Ein besonderer Zugang ist für die Bildungsarbeit möglich. Die Datenbank kann der individuellen Recherche oder der Gruppenarbeit im Schulunterricht dienen.
Wie Loretta Walz gestern auf Nachfrage erklärte, seien die Daten nicht weltweit im Internet abrufbar. Der Schutz der Persönlichkeitsrechte sei gewährleistet. Die Interviews mit den Zeitzeugen, von denen heute viele nicht mehr lebten, seien mit der Bereitschaft entstanden, dass daraus Filme gemacht werden. Die Frauen wollten ausdrücklich, dass ihre Erinnerungen der Nachwelt erhalten bleiben. „Als ich damals mit der Arbeit anfing, habe ich mir nicht vorstellen können, dass ich mich dreißig Jahre später, also 65 Jahre nach der Befreiung des KZ Ravensbrück, immer noch mit dieser Problematik befassen würde“, sagt die Dokumentaristin. Aber die authentischen Aussagen seien heute wichtiger denn je, weil es nur noch wenige Überlebende gebe. Auch für die Erinnerungskultur der Gedenkstätten seien diese Dokumente unersetzlich. Günter Schenke
Günter Schenke
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