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Homepage: Don“t worry, be Jewish

Der Meister des poetischen Dokumentarfilms, Filmregisseur Herz Frank, unterrichtete Studierende der Filmhochschule HFF

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Herz Frank lässt seine Jacke an und die Mütze auf. Der 82-Jährige steht am Mittwochmorgen im Vorführraum der Filhochschule HFF vor einer Gruppe von etwa 25 Zuhörern, hinter ihm die Filmleinwand, neben ihm die Dolmetscherin. Vier Tage lang konnten Studenten der HFF und Filminteressierte mit dem Dokumentarfilm-Regisseur aus Lettland zusammen eine Reise durch dessen Filmografie machen. Zwölf seiner Filme zeigte und besprach der international gefeierte Dokumentarist diese Woche an der HFF Potsdam. Am Dienstag wurde „Es waren einmal sieben Simeone“(1989) gezeigt. Für den Film hatte Frank 1994 die Goldene Taube erhalten. Frank bekam für 30 seiner Werke internationale Auszeichnungen.

Am Mittwoch eröffnete Herz Frank sein Regie-Seminar mit dem Dokumentarfilm „Der Mann der Klagemauer“ (2001). 1993 hatte er mit der Arbeit an dem Film begonnen: „Ich habe damit einen Traum realisiert“, erzählt der Mann mit lettischer und israelischer Staatsbürgerschaft, der heute sowohl in Riga als auch in Jerusalem lebt. Im Mittelpunkt des Filmes steht ein älterer Jude mit unheimlich viel Bart im Gesicht, der den Großteil seiner Zeit an der Klagemauer in Jerusalem verbringt und dort, wie ein religiöser Animateur, für Stimmung sorgt. Neben schwarz angezogenen Männern steht er weißgekleidet und tanzt. Ein Komiker, der andere zum Lachen bringt, wenn er singt: „Don“t worry, be Jewish!“ „Seit 2000 Jahren klagen die Juden an der Klagemauer über die Zerstörung ihres Tempels“, erklärt Frank. „Und dann kommt einer, der nicht klagt, sondern lacht“.

Der Tempel in Jerusalem ist ein großes Sinnbild für die Juden, übersetzt die Dolmetscherin. „Ein fundamentales“, verbessert sie der Regisseur auf Deutsch. Skuriles kann der Regisseur über den Mann an der Mauer erzählen. Der wurde als Messias verehrt, lebte fünfzehn Jahre lang allein von Spenden und es kam schon einmal vor, dass ihm Amerikaner für eine Segnung 100 Dollar zusteckten, so Frank. „Der Mann steht für mich für eine glückliche Zukunft, die kommen muss und in der alle gleich und glücklich sind“, erläutert der Regisseur.

Das Gastseminar von Herz Frank war gut besucht, zwischen 20 und 50 Teilnehmer sind jeden Tag gekommen, unter ihnen Regiestudenten, aber auch die Dokumentarfilmerin Helge Reidemeister aus Berlin und der Regieprofessor an der HFF, Klaus Stanjek. Prof. Stanjek hatte Herz Frank an die HFF eingeladen.

Am Donnerstag endete das Seminar unter anderem mit „Flashback“, dem Film über Franks eigenes Leben sowie mit dem Fragment seines jüngsten Films: „Perpetual Rehearsal“. Thema des Films, der wahrscheinlich 2008 in die Kinos kommt, ist das Tagebuch über einen Theaterregisseur. Frank fühlt sich als Filmregisseur dem Dargestellten sehr nah er bezeichnet ihn als den „Spiegel“ seiner selbst: „An dem Film habe ich zehn Jahre lang gearbeitet. Noch etwa sieben oder acht Monate muss ich ihn in mir tragen. Dann kann ich ihn auf die Welt bringen“, so der Dokumentarist.

Am Donnerstag feierte Franck seinen 82. Geburtstag. Was in Zukunft kommt, weiß der Filmregisseur noch nicht genau: „Eins nach dem anderen“, sagt er. Erst einmal will er seinen Film fertig machen. Und dann lächelt er: „Der Rest geschieht, so es Gott will.“ Marie Preissler

Marie Preissler

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