Landeshauptstadt: Dorgerloh will kulturelle Leuchttürme
Stiftungsgeneraldirektor fordert „nationales Netzwerk“ bedeutsamster deutscher Kulturstätten
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Er stellt sie sich vor als „Leuchttürme“ für die unzähligen kleinen und großen Museen, Sammlungen oder historischen Stätten in Deutschland. Als Orientierung, wenn es um touristische Werbung, Bildungsangebote oder schlicht den Schutz der wertvollen Exponate vor Brand und Diebstahl geht. Der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Hartmut Dorgerloh, fordert ein „nationales Netzwerk“ der bundesweit bedeutsamsten Kulturstätten. „Dieses Netzwerk sollte keine Konkurrenz zum Deutschen Museumsverband und auch keine Elite sein, sondern eine Leuchtturmfunktion wahrnehmen.“ Im Osten Deutschlands gibt es seit 2002 ein Vorbild: Die aus Sicht Dorgerlohs noch viel zu wenig bekannte „Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen“ (KNK). Ihre Gründung geht zurück auf das „Blaubuch“, eine auf Bundesinitiative erstellte Evaluationsstudie.
„In der KNK sind derzeit die 23 wichtigsten Museen und Sammlungen sowie 20 kulturelle Gedächtnisorte in den neuen Ländern zusammengeschlossen“, sagt der Schlösser-Chef. Die Bandbreite reicht vom Deutschen Hygiene-Museum in Dresden über das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund und das Bauhaus Dessau bis hin zum Bach-Archiv Leipzig.
Nach Ansicht von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) könnte die systematische Auswahl von „Leuchtturmeinrichtungen“ – wie sie sich als „Blaubuch“ in den neuen Ländern sehr bewährt habe – durchaus auf die alten Länder und Berlin ausgedehnt werden. Ein derartiges Gesamtverzeichnis der national bedeutsamen Kultureinrichtungen aller Länder würde auch als Leitfaden für den Kulturtourismus Bedeutung erlangen können, meint Neumann. „Grundsätzlich stehe ich der Schaffung einer nationalen Erbeliste aufgeschlossen gegenüber.“ Voraussetzung dafür wären allerdings entsprechende Signale aus den Ländern, „die jedoch nicht vorhanden sind“.
Für Dorgerloh jedenfalls steht fest: „Durch den Zusammenschluss in der KNK haben die einzelnen Leuchttürme und die gesamte ostdeutsche Kulturlandschaft an Strahlkraft gewonnen.“ Dies zeigten vor allem die steigenden Besucherzahlen an allen 23 Orten. „Wir wollen aber kein abgeschlossener Ostzirkel bleiben“, meint Dorgerloh, einer der beiden amtierenden KNK-Sprecher. So habe auch die Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ in ihrem Schlussbericht für den Bundestag auf die Möglichkeit einer sinnvollen Erweiterung des Netzwerkes auf die alten Länder hingewiesen.
„Dafür müssten aber erst Qualitätskriterien konkretisiert werden, wer in diese nationale Erbeliste aufgenommen werden sollte“, bemerkt der Generaldirektor. Er sieht die Vorteile des KNK-Verbundes vor allem in Synergieeffekten. „Geht es etwa um gemeinsame touristische Angebote oder die Neuordnung von Depots, kann ich mir Anregungen von den anderen Einrichtungen holen.“ Außerdem dienen die 23 Leuchttürme als Orientierung für die vielen kleineren Einrichtungen. Einen finanziellen Bonus etwa bei der Förderung durch den Bund hätten die KNK-Mitglieder aber nicht.
Zu den aktuellen Projekten der KNK gehört laut Dorgerloh die Erarbeitung eines digitalen Handlungsleitfadens zum Thema Sicherheit und Katastrophenschutz – als Reaktion auf das verheerende Feuer in der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar. Imke Hendrich
Imke Hendrich
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