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Landeshauptstadt: „Dornenreicher Weg“ bis zur Baugenehmigung

Palast-Barberini-Investor Abris Lelbach bei Podiumsdiskussion der Linken über die neue Mitte

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Innenstadt - In zwei Punkten waren sich Potsdams Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) und Hans-Jürgen Scharfenberg (Die Linke) einig: Die Diskussion um die Potsdamer Mitte und die weitere Ausgestaltung des Lustgartens sollte sich viel weniger mit dem Abriss des Hotelhochhauses beschäftigen und viel mehr mit der urbanen Qualität des Areals um das Landtags-Schloss. Bei den anderen Themen wurde in der Diskussionsrunde am Samstag dann aber kräftig und lustvoll gestritten. Anlass für den Schlagabtausch waren Sommerfest und Bundeswahlauftakt der Linken im Lustgarten.

Während Klipp klarmachte, dass er den Hotelklotz unbedingt abreißen möchte, denn nie wieder sei die Zeit dafür so günstig wie jetzt beim anvisierten Besitzerwechsel, sieht der Potsdamer Fraktionschef der Linken Scharfenberg dafür keinen Grund. Und schon gar nicht mit öffentlichen Mitteln. Das überspanne für ihn den Bogen, sagte er und erhielt dafür spontanen Applaus der Besucher. Ehe ein Abriss geplant werde, so Scharfenberg, „fordere ich mit Nachdruck eine Bürgerbefragung“. Dass er stattdessen Gelder aus dem Treuhandvermögen einsetzen will, um den Wohnblock Alter Markt 10 zu sanieren und die Studenten durch preiswerten Wohnungsbau in der Stadtmitte zu halten, dem widersprach Klipp sofort. Auch er befürworte zwar eine sozialverträgliche Sanierung des Wohnblocks, sehe dafür aber die Pro Potsdam in der Pflicht, die dann keinen Abriss finanzieren müsse. Klipp versprach auch, die sanierte Stadt- und Landesbibliothek so schnell wie möglich in den städtebaulichen Kontext einzubinden, denn die Ansicht der kahlen Seitenwände sei nicht lange hinnehmbar.

Punkt zwei, bei dem man sich parteiübergreifend einig war, ist der Wiederaufbaus des Palastes Barberini als Kunstmuseum. Bauherr Abris Lelbach als Dritter in der Diskussionsrunde erwartet in Kürze die Baugenehmigung und will dann gleich loslegen. Das Problem, die ausgestellten Bilder auch ohne verglaste Arkaden zu schützen, sei gelöst durch eine Eingangsschleuse, erklärte er. Die Bilder vertrügen nur eine Temperaturabweichung von einem halben Grad und das müsse gesichert werden. Ansonsten werde sich das Museum der Kubatur des Baus hinter historischer Fassade unterordnen und die Technik eingegliedert werden. Nur die Zuwegung am Wasser werde sich verändern. Anders als zu früheren Zeiten könne man künftig um das Gebäude herumlaufen, während früher das Ufer zugebaut war. In Potsdam dauere es „unheimlich lange“, bis man sich Anerkennung verdient, sagte Lelbach auf die Nachfrage. Die anderthalb Jahre bis zur Baugenehmigung für den Palast Barberini nannte er einen „dornenreichen Weg“. Klipp sicherte sofort weitere Unterstützung zu und versprach die Baugenehmigung für September. Bisher liege man genau im Plan, sagte Lelbach, und die Museumseröffnung soll es wie angekündigt 2016 geben. Noch in dieser Woche sollen die Baupläne der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der Alte Markt werde ein wunderbarer Platz, so Lelbach. Er müsse aber auch entsprechend bespielt werden.

Befragt, was er vom Hotelabriss halte, gab sich Lelbach zurückhaltend. Auch die Nikolaikirche habe lange gebraucht, bis sie das heutige Aussehen erhalten habe. Man solle sich nicht in eine Diskussion hineinmanövrieren, aus der man nicht wieder hinauskomme, sagte er und fand es keine schlechte Idee, die Potsdamer entscheiden zu lassen, wie man mit dem Hotel und den finanziellen Mitteln für einen Abriss umgehen solle. Man sollte etwas entspannter mit dem Thema umgehen, meinte er. Und da lag er auf Scharfenbergs Linie: „Wir halten das Hotel auch nicht für ein Musterbeispiel an DDR-Architektur“, gab der zu, „aber es ist ein funktionstüchtiges Hotel, das vielen Beschäftigten Arbeit gibt.“

Uneins war man sich dann wieder über den An- oder Neubau für die Weisse Flotte. Scharfenberg fand es absurd, die Weisse Flotte auf den „Hinterhof“ des Lustgartens zu verbannen und favorisierte den Anbau an das Hotel. Dafür gebe es schließlich einen Stadtverordnetenbeschluss. Klipp hält dagegen immer noch eine Einigung über einen Neubau am Neptunbecken für besser. Der sei ohne den Winkel kompromissfähig. Zu Bauplatz und Kubatur gebe es die Zustimmung von den Lustgartengestaltern Dietz-Joppien. Klipp räumte allerdings ein, dass es „Wahrnehmungsunterschiede“ bei der Weissen Flotte gebe. Für ihn ist nur ein „gewisser Rest“ noch zu klären. Am 4. September werde die Stadtverordnetenversammlung über den Kompromiss beraten.Hella Dittfeld

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