Landeshauptstadt: Dortustraße 65 vor dem Verkauf?
Bewohner des alternativen Wohn-Projekts sehen sich vor dem Rausschmiss / Streit um Mietschulden
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Innenstadt - Die Bewohner der Dortustraße 65 fürchten den Rauswurf durch ihren Vermieter, die Gewoba-Wohnungsverwaltungsgesellschaft. Damit steht eines der ältesten alternativen Wohn-Projekte der Stadt vor dem Aus. Mit ihren Ängsten haben sich die Mieter des Hauses nun an die Öffentlichkeit gewandt. „Die Gewoba hat uns einen Tag vor Silvester mit Abbruch aller Verhandlungen gedroht, wenn wir nicht bis zum 10. Januar angebliche Mietschulden begleichen“, sagte gestern Artur Lomot vom Verein Konsens e.V., den die Mieter für den Betrieb des Hauses gegründet haben. Fast gleichzeitig zu dem Schreiben sei das Haus von der Gewoba zum Verkauf ausgeschrieben worden, so Lomot.
Der Streit um die „Dortu 65“ wirkt komplex. Von 1989 bis 1997 war das Haus besetzt. Danach schlossen Gewoba und das gemeinnützige Martinswerk einen Mietvertrag, der im Sommer vor zwei Jahren auslief. Ein Jahr später im vergangenen Juni soll die Gewoba zum ersten Mal die Räumung gefordert haben. Seitdem gibt es Verhandlungen zwischen der Immobilienverwaltung und den verbliebenen vier Bewohnern. Diese sehen sich für die Mietschulden – es geht um 25 000Euro – nicht allein in der Verantwortung. „Einmal gibt es im Haus selber viele Gründe, warum die Miete gemindert werden müsste. Zum anderen ist ein Teil des Betrags noch durch das Martinswerk verursacht worden“, so Lomot. Gleichzeitig bestätigte er aber auch, dass die Bewohner wegen der aus ihrer Sicht rechtlich unklaren Situation aktuell nur teilweise Miete zahlen. Die Gewoba verlangt laut Lomot rund 1800 Euro pro Monat für die sechs Wohnungen in dem Haus an der Ecke zur Gutenbergstraße. Ein Brief an Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs mit der Bitte um Hilfe blieb unbeantwortet.
Dabei sehen sich die Bewohner der Dortustraße 65 ihr Projekt nicht nur als Zeichen dafür, dass Potsdams Innenstadt bezahlbaren Lebensraum benötige, sondern auch als Bereicherung der Alternativkultur. So gäbe es ein Tonstudio für junge Künstler, ebenso Raum für ein Bier am Abend.In der neu hergerichteten Volksküche des Hauses werde wieder Essen ausgeschenkt. „Wir würden gern einen Erbbaupachtvertrag schließen“, so Lomot. Bei der Gewoba war gestern niemand mehr zu erreichen – weder zu möglichen Verkaufsabsichten, noch zum Stand der Verhandlungen aus Unternehmenssicht. HK
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