15. Internationales Drachenfest im Volkspark Potsdam: Drachenjagd
Beim Internationalen Drachenfest im Volkspark waren auch traditionelle Kampfdrachen zu erleben. Ihr Ziel: Schnüre durchtrennen.
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Potsdam - Mit ruckartigen Zickzackbewegungen bewegt sich der Drachen durch die Luft, stets die spitze Schnauze nach vorne gerichtet. Gelenkt wird er von der konzentrierten Hand des Drachenführers, der mit den Augen stets auf der Suche nach feindlichen Flugobjekten ist. Denn die kleinen flinken Drachen, die hier hin und her sausen, sind sogenannte Kampfdrachen, wie Diana Hampel vom „Manjha Club International“ erklärt. Gemeinsam mit vielen anderen Drachenliebhabern aus aller Welt war sie am vergangenen Wochenende auf dem diesjährigen Internationalen Drachenfest, das bereits zum 15. Mal im Potsdamer Volkspark stattfand, zu Gast. Dabei wurden ganz verschiedene Flugdrachen in den variabelsten Farben und Formen präsentiert.
Der Flitzer, den Diana Hampel gerade in der Hand hält, ist vergleichsweise klein und auf den ersten Blick fast unscheinbar in seiner minimalistisch verzierten Rautenform. „Das ist ein indonesischer Kampfdrache, ein sogenannter ,Layang’“, erklärt sie. „Der ist etwa 35 mal 45 Zentimeter groß, ein Einleiner und ist sehr wendig und schnell.“ Ziel des Kampfdrachens sei es, mit seiner Schnur die Schnur eines gegnerischen Drachens zu durchtrennen und ihn dadurch zu besiegen, so Hampel, die selbst seit etwa zehn Jahren auf internationalen Drachentreffen mit dabei ist. „In vielen Ländern hat der Sport eine lange Tradition, in Japan bestimmt schon tausend Jahre, in Indien und Indonesien fast genauso lang“, sagt sie. Bis heute sei er dort, aber auch in Südamerika, Brasilien oder Chile bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen beliebt und würde auf der Straße gespielt, so wie in Deutschland Fußball.
Wie eine Wespe
Jeder Landesdrache hat unterschiedliche Merkmale. So ist der „Patang“ aus Indien etwas größer und hat einen kleinen „Schwalbenschwanz“ am unteren Ende. Ein Kampfdrache aus Südkorea ist wiederum rechteckig, hat ein Loch in der Mitte und ist mit traditionellen Bildern verziert. Ganz gefährlich sei auch die brasilianische „Pipa“, wie Hampel erklärt. „Die hat nämlich noch einen Schwanz hinten dran, mit dem sie ebenfalls die Schnur des Gegners durchtrennen kann“, sagt sie. „Außerdem bewegt sie sich wie eine Wespe und ist somit unberechenbarer.“
Damit ein Kampfdrachen auch in der Lage ist, die Schnur des Gegners zu durchschneiden, wird die baumwollene Drachenschnur traditionell mit einer Paste aus Glaspuder und Farbe bestrichen. „So bekommt sie ihre rauhe, scharfe Oberfläche, die mit relativ wenig Kraftaufwand auch Nylonschnüre zerschneiden kann“, so Hampel. Heute kann diese Schnur, die sogenannte „Manjha“ schon fertig gekauft werden. Auch die Drachen gibt es in allen Anfertigungen zu kaufen, ein indonesischer „Layang“ mit etwas Geschick aber auch selbst hergestellt werden, wie Hampel demonstriert.
Bambus, Seidenpapier, Farbe
Dazu benötigt man zwei dünne, etwa fünf Millimeter dicke Bambusstäbe, einen großen Bogen Seidenpapier, Kleber, Manjha-Schnur, etwas Bindfaden und Farbe. Zuerst wird aus den Stäben ein Kreuz gefertigt, das mit dem Bindfaden zusammengehalten wird. Danach wird mit dem Faden ein Rahmen gespannt, sodass der Querstreben sich in eine leichte Rundung biegt. Anschließend wird der Längsstab auf das bemalte Paper aufgeklebt und die überstehenden Seiten so zugeschnitten, dass sie einmal umgeklappt auf dem Fadenrahmen festgeklebt werden können. An der farbigen Außenseite wird nun an dem Längsstab auf Höhe des Kreuzmittelpunktes ein Stück Schnur befestigt, das mit dem zweiten Ende nochmal etwa mittig des Längsstabes angebracht wird. Je nach Windstärke kann diese Schnur, an der die lange Drachenschnur befestigt wird, in einer Schlaufe verkürzt oder verlängert werden. Wer es soweit geschafft hat und nun alle Kniffs und Tricks der Kampfdrachenkunst lernen will, kann das zum Beispiel auf einem Treffen der „THF Kite Fighter“ auf dem Tempelhofer Feld in Berlin tun. Dort werden zwar keine Schnüre zerschnitten, dafür aber schnelle Manöver ausgeführt.
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