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Landeshauptstadt: Drei Ernstl und die glücklichen Hühner

Auf dem Bauernhof Ruden ist man auf Ostern eingestellt/ Besucher sind erwünscht, nur Fuchs und Habicht nicht

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Auf dem Bauernhof Ruden ist man auf Ostern eingestellt/ Besucher sind erwünscht, nur Fuchs und Habicht nicht Von Hella Dittfeld Über 200 glückliche Hühner dürfen auf Ernst Rudens Bauernhof in Fahrland fröhlich drauf losscharren und Eier für den Osterhasen produzieren. Der nimmt besonders gern die Weißen ab, denn die lassen sich mühelos färben und es stört auch kein ellenlanger Stempel die künstlerische Bemalung. Ruden bleibt mit seinen Weißen Leghorn und Braunen Lohmann unter der Stempelgrenze. Erst ab 300 Hühner wird eine Kennzeichnung verlangt. Das Ei geht ohnehin vom Hofladen taufrisch auf den Verbrauchertisch. Die gackernde Schar hat es zwar gut, gefahrlos lebt sie allerdings nicht. Habicht und Fuchs haben den Freilandhühnerbraten längst gerochen, bedienten sich kräftig und konnten nur durch Abdecknetz und Elektrozaun abgewehrt werden. Seit vier Generationen heißen alle Rudens übrigens Ernst, der Großvater ist inzwischen verstorben, der Senior (66) packt noch tüchtig mit an, hat aber nach der Wende seinen Hof an den Sohn weitergegeben, der wiederum seinen Ernst auf die landwirtschaftlichen Aufgaben vorbereitet. Die Frauen kümmern sich vor allem um den Hofladen und das Federvieh, zu dem auch noch Puten und Gänse gehören. Von ihnen leistet sich jede übrigens einen eigenen Vornamen. Probleme mit der Ernst-Folge habe es bisher kaum gegeben, meint der Senior. Man unterscheide sich ja schließlich immer noch durch das Geburtsdatum. Er gesteht dann aber doch zu, dass sein Sohn manchmal darunter gelitten habe. Der Enkel dagegen nehme es gelassen. Seit Oktober sind die Rudens nun Potsdamer durch Eingemeindung und wer einen Osterspaziergang zu ihrem Hof macht, bleibt in den Grenzen der Landeshauptstadt, die inzwischen die größte landwirtschaftliche Nutzfläche Deutschlands hat. Besonders den Kindern dürfte es Spaß machen, neben den Eierproduzenten auch noch zwei Ziegenlämmer samt Mama, ein Pony, Hasen, die Puten und eine ganze Weide voller Kühe zu bewundern. Letztere sind nicht nur nett anzusehen, sondern ergeben auch einen zarten Braten, denn es handelt sich um Fleischrinder der Rasse Deutsche Angus. Ein jedes ist genau gekennzeichnet und der gesamte Bestand hat das Prädikat: tierseuchenfrei. 186 Hektar bewirtschaften die Rudens, davon sind 50 Hektar Grünland, auf den anderen wird von Küchenkräutern über Gemüse und Kartoffeln bis Obst so ziemlich alles angebaut, was in der Küche frisch verwertet und im Hofladen verkauft werden kann. Beliefert werden seit langem auch das Klinikum Ernst von Bergmann und Potsdamer Schulspeiseeinrichtungen. Zu den anderen Landwirten, es gibt in Potsdams neuen Stadtteilen Uetz, Fahrland und Neu Fahrland noch zwei Agrargenossenschaften, fünf Reiterhöfe und 18 größere Obstbauenbetriebe, gibt es laut Ruden gute Wechselbeziehungen und auch die Besitzer von Haustieren wie Hamster oder Hase decken sich gern mit Viehfutter, Heu und Stroh bei Rudens ein. Man sei eben immer zu Hause und wer es nicht anders schaffe, könne auch am Wochenende vorbeischauen. Zurzeit wird wieder einmal gebaut. Es entstehen Aufenthalts- und Sanitärräume für die künftige Lehrlingsausbildung und Unterkünfte für Schüler, die ihre Ferien auf dem Bauernhof verbringen möchten. Die Familie will sie in die bäuerlichen Arbeiten mit einbeziehen, ihnen zeigen, wie gepflanzt und gefüttert wird. Ausflüge in die Natur und Bootsfahrten sollen das Programm abrunden.

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