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FREIMAURER IN POTSDAM: Drei Weltkugeln in der Kurfürstenstraße „Hundertwasser“ im Logenhaus

Neuer Eigentümer und neue Mieter: Im Juni eröffnet ein kinderfreundliches Restaurant mit Spielplatz

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Das Logenhaus der Freimaurer, das tempelartige Gebäude in der Kurfürstenstraße 52 mit Festsälen und Sommergarten, gehörte ursprünglich der Freimaurerloge „Teutonia zur Weisheit“, die 1809 als Tochterloge der „Großen Königlichen Loge zu den drei Weltkugeln“ als Stiftung entstand. Sie hatte bereits 1817 ein erstes eigenes Logenhaus in der heutigen Henning- von-Tresckow-Straße. Am 19. Juni 1881 fand dann die Einweihung des Logenhauses in der Kurfürstenstraße 52 im Beisein des späteren zweiten deutschen Kaisers Friedrich III. statt. Unter den Nazis erfolgte 1935 die Zwangsauflösung. Die DDR, in der die Freimaurerei ebenfalls verboten war, nutzte das Anwesen als „Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“ (DSF). 1991 erfolgte die Neugründung der Loge „Teutonia zur Weisheit“ mit feierlicher Lichteinbringung und Rückübertragung des Gebäudes an die Weltkugelstiftung, die es an das Logenmitglied Oswald Kammann und dessen Ehefrau Hanni verkaufte. Heute ist die Kurfürstenstraße 52 Sitz der beiden Freimaurer-Logen „Stern von Sanssouci“ und „Teutonia zur Weisheit“. G.S.

Nauener Vorstadt – Rainer Seidler aus Caputh freut sich schon auf den 1. Mai. Dann nämlich will er mit seinem Geschäftspartner sein neues Restaurant im Logenhaus in der Potsdamer Kurfürstenstraße eröffnen. „Hundertwasser“ soll es heißen und kinderfreundlich sein.

Nachdem der Pachtvertrag mit den Eigentümern Hanni und Oswald Kammann seit voriger Woche unter Dach und Fach ist, will er die nächsten beiden Monate für den Umbau nutzen. Seidler ist kein unerfahrener Neuling in der Branche. Sein Unternehmen betreibt bereits erfolgreich zwei Restaurants in Berlin, am Hackeschen Markt und im Friedrichshain. Letzteres heißt ebenfalls „Hundertwasser“.

„In Potsdam soll es nicht ganz so bunt zugehen, wir wollen hier vielmehr vermitteln, wie Hundertwasser gelebt hat“, sagt Seidler. Der namensgebende österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser (1928 – 2000) war bekanntlich auf ökologischem Gebiet sehr engagiert. Das solle sich in der „biologisch orientierten Küche“ im Logenhaus widerspiegeln.

Ein besonderes Highlight des Hauses ist der ausgedehnte Garten. Die neuen Betreiber wollen ihn nicht nur gastronomisch in den Sommermonaten nutzen, sondern einen großen Kinderspielplatz anlegen. „Für Familien mit Kindern ist es immer ein Problem, die Kleinen bei einem Gaststättenbesuch unterzubringen und zu beschäftigen. Dafür wollen wir hier die Möglichkeiten schaffen“, so Seidler.

„Die Leute haben Visionen“, lobt Oswald Kammann diese Vorstellungen. Der heute 78-jährige Geschäftsmann hatte das Grundstück von der Weltkugelstiftung erworben. Letztere, eine Vereinigung der Freimaurerlogen, hatte nach der deutschen Wiedervereinigung 64 größtenteils desolate Häuser in den neuen Bundesländern zurückerhalten, darunter auch das in der Kurfürstenstraße 52. Laut Kammann sah sich die Stiftung genötigt, einige Grundstücke zu veräußern, um liquide zu bleiben.

Wie der Eigentümer berichtet, sei das große Haus gut ausgelastet. Auch die beiden großen Säle im Obergeschoss und einige Nebenräume werden derzeit von der Tanzschule „Die Linksfüßer“ renoviert und ausgebaut. Im Blauen Saal wird eine spezielle Akustikdecke installiert. Bisher habe der Unterricht an verschiedenen Orten in Potsdam stattgefunden. Jetzt werde das Logenhaus zum Hauptsitz und zentralen Veranstaltungsort der Tanzschule, kündigt deren Geschäftsführer Martin Lehmann an. Ab 12. Februar soll dort täglich Unterricht stattfinden. Langfristig ist geplant, jeweils samstags zu öffentlichen Tanzabenden einzuladen. Neben den Sälen sollen für die Gäste auch eine Bar und ein Erholungsbereich entstehen. Die offizielle Eröffnungsfeier ist für Juni geplant.

Neben einer Arbeitsvermittlung, und zwei Wohnungsmietern ist das Logenhaus Sitz der Brandenburgischen Architektenkammer und nicht zuletzt der beiden Freimaurer-Logen „Stern von Sanssouci“ und „Teutonia zur Weisheit“. Das klassizistische Gebäude ist im Jahre 1881 als Logenhaus der Freimaurer gebaut worden, berichtet Kammann, der diesem Bund maßgeblich mit angehört.

Bei der Einweihung sei der Kronprinz anwesend gewesen. Die Freimaurer hätten das Haus im Jahre 1933 der Stadt Potsdam „geschenkt“, um die 20 000 Bände umfassende Bibliothek zu retten. Die Verbreitung von Wissen sei ein wichtiges Anliegen der Loge gewesen, sagt Kammann. Unter den Nazis war die Freimaurerei verboten. Während der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 wurden die Freimaurer-Bibliotheken vernichtet.

Mit der neuen Gastronomie werde das Haus wieder ein „Anlaufpunkt für die Potsdamer“ sein, ist sich Kammann sicher. Viele Menschen hätten noch Erinnerungen an das „Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“ während der DDR-Ära.

Die goldenen Lettern „Humanitas“ unter dem Giebel des tempelartigen Gebäudes und die Tafeln am Portal künden vom Anliegen der Freimaurer-Bewegung, die in Deutschland heute noch etwa 20 000 Anhänger hat.

Günter Schenke

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