
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Drewitzer Mauerbau
Beim Basteln von Mauerteilen kommen Ferienkinder über die DDR und den Mauerfall ins Gespräch
Stand:
Schmetterlinge und Blumen auf der einen Seite, Bomben und Pistolen auf der anderen. Die Miniatur-Mauerteile, die derzeit bei der Aktion „Alles Pappe“ in Drewitz auf dem Ernst-Busch-Platz entstehen, zeigen, wie nah Hoffnung und Zerstörung beieinanderliegen können. Schon zum vierten Mal organisiert der Potsdamer Verein Way Out die Bastelveranstaltung, die sich dieses Jahr thematisch mit dem 25. Jubiläum des Mauerfalls auseinandersetzt. Noch bis zum 2. August können Besucher jeden Alters aus Kaninchendraht, Pappe, Papier und Holz kleine Mauerteile herstellen. Am 9. November, dem 25. Jahrestag des Mauerfalls, werden die Kunstwerke dann im Drewitzer Begegnungszentrum „Oskar“ in der Oskar-Meßter-Straße 4-6 ausgestellt.
„Die Aktion soll eine Anregung geben, darüber nachzudenken, was es mit der Mauer und der DDR eigentlich auf sich hatte“, erklärte Alexander Obst vom Way-Out-Verein das Anliegen. „Darüber hinaus wollen wir einfach ins Gespräch mit den Leuten kommen“, sagt er. Jeder sei willkommen.
Damit sich gerade die jüngeren Teilnehmer vor Ort auch über den historischen Hintergrund informieren können, gibt es eine kleine Ausstellung zum Thema Mauerfall und DDR. Dafür stellte die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Informationstafeln zur Verfügung, die in Bild und Text über Schwerpunkte wie die Grenzstreifen oder die Friedliche Revolution berichten.
Aber es gibt auch persönliche Einführungen. Zum Beispiel von Daniela Marnitz, die die Aktion als Zeitzeugin betreut. „Mit einer kleinen Führung bringen wir die Kindern dann an das Thema heran“, sagt sie. Dabei achte sie immer auch auf das Alter der teilnehmenden Kinder: „Bei Kita-Kindern erzähle ich eher persönliche Beispiele und lasse einige grausame Fakten weg.“ Anschließend malen die Kinder Bilder, in denen sie ihre gewonnenen Eindrücke wiedergeben, aber auch Wünsche und Träume darstellen. „Kita-Gruppen gestalten bei uns immer ein größeres Mauerteil zusammen“, erklärt Daniela Marnitz. „Andere Kinder, die einzeln kommen, basteln jeweils ihr eigenes.“
So wie die 11-jährigen Zwillinge Kimberly und Emily aus Drewitz. Sie sind bereits das dritte Mal bei „Alles Pappe“ dabei und stellen auf ihren Mauerstücken jeweils Situationen dar, wie sie nicht sein sollten, und im Gegensatz dazu, wie sie sein sollten. So hat Emily zwei Wachtürme gebastelt, die mit Stacheldraht verbunden sind. „Und hier ist dann ein Mensch, der sich wehgetan hat, weil er versuchte, darüberzuklettern“, erklärt sie. Wie ihre friedliche Seite aussehen wird, weiß sie noch nicht genau. Ihre Schwester ist da schon etwas weiter: Neben Blume und Schmetterling schmückt auch eine strahlende Sonne ihre Hoffnungsseite. Sarah Kugler
„Alles Pappe“ noch bis zum 2. August auf dem Ernst-Busch-Platz in Drewitz jeweils wochentags von 10 bis 16 Uhr. Eintritt frei.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: