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Erkannt? Bela B. spielt im Film „Das letzte Mahl“ einen Rabbi. Als einziger in der deutsch-jüdischen Familie hat der eine Vorstellung, was unter der Naziherrschaft passieren wird.

© A. Klaer

"Das letzte Mal": Bela B. als Rabbi: Drinnen koscheres Essen, draußen Nazi-Fackelzug

Bela B. ist vielen als Schlagzeuger der Band "Die Ärzte" bekannt. Bald ist er auch als Rabbi in einem Film zu sehen, der gerade in Potsdam gedreht wurde - und der den Tag der Machtergreifung Hitlers thematisiert.

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Potsdam - Die Scheiben sind abgedunkelt, auf dem großen Esstisch stehen noch das Geschirr und halbvolle Rotweingläser. Drumherum ein Filmteam mit Beleuchtern und Kameramännern. Am Freitag fiel in der Filmvilla in der Feuerbachstraße – zuletzt wurde dort unter anderem für die US-Serie Homeland gedreht – die letzte Klappe für den Film „Das letzte Mahl“.

Der Film handelt von einer zehnköpfigen deutsch-jüdischen Familie, die am 30. Januar 1933 am Esstisch in ihrer Wohnung in der Berliner Wilhelmsstraße sitzt. Es ist der Tag, an dem Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wird. Draußen zieht im Laufe des Abends der Fackelzug der SA vorbei. Symbolisch sitzt das deutsche Volk mehr oder weniger ahnungslos zum Abendmahl beisammen. „Wir wollten den Perspektivwechsel“, so Regisseur Florian Frerichs. Die Geschichte soll aus der Naivität der Charaktere heraus erzählt werden, die die Herrschaft des Nationalsozialismus noch vor sich haben. „Historische Einschnitte werden ja nicht unbedingt erkannt, wenn man selbst daran teilnimmt“, ergänzt Autor Stephan Warnatsch. Vordergründig geht es am Tisch auch um Persönliches, bis dann der politische Streit in die Familie eindringt. „Worüber genau, wollen wir noch nicht verraten“, so Frerichs.

Bela B. als Rabbi Benjamin

Für den Film hat der Regisseur prominente Schauspieler gewinnen können. Die Hauptrolle des Familienpatriarchen übernimmt Bruno Eyron. Michael Degen, der selbst als Kind den Holocaust überlebte, spielt den Großvater. Die Rolle des angeheirateten Rabbis Benjamin, der als einziger in der Familie Hitlers „Mein Kampf“ gelesen hat, wird von Bela B. verkörpert – vielen als Schlagzeuger der Ärzte bekannt. Patrick Mölleken, erst am vergangen Wochenende im Tatort „Hundstage“ zu sehen, übernimmt in der Filmfamilie die Rolle des streng gescheiteltes Jungnazis.

Der Tisch steht in dem Kammerspiel im Zentrum der Geschichte. Drumherum wird viel Wert auf Details gelegt. „Sogar das Essen ist nach einem jüdischen Originalrezept aus den 1930er-Jahren gekocht“, erzählt Bela B. – kaum wiederzuerkennen mit ebenfalls originalem schwarzen Anzug samt weißem Einstecktuch, Kippa und Kinnbart. Es gibt koscheres Rindfleisch mit Gemüse und Kartoffeln. Wann der Film in die Kinos kommt, steht noch nicht fest. Die nächsten Monate wird das Team mit der Postproduktion beschäftigt sein. 

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