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En garde! Die Recken von Fechtmeister Gerd Borho (zuletzt für „Anonymus“ und „Die drei Musketiere in 3D“ vor der Kamera) lassen in der Filmparknacht die Klingen tanzen.

© Katie Simpson

Landeshauptstadt: Duell mit Säbeln oder Stuhlbeinen

Fechtmeister Gerd Borho leitet die Filmfechtshow der Filmparknacht

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„Wir decken mehr als 1000 Jahre Fechtgeschichte ab – von den Wikingern bis in die Neuzeit“, sagt Gerd Borho über die Darsteller der Film-Fechtshow, die morgen im Rahmen der Filmparknacht in Babelsberg stattfinden wird. Borho ist der der einzige offiziell anerkannte Fechtmeister für szenisches Filmfechten in Deutschland und hat über 50 Jahre Fecht-Erfahrung. Zuschauer können morgen nicht nur den Kampf-Choreographien von Rittern, Barock-Adligen und Fantasy-Kriegern beiwohnen, sondern auch viel Interessantes über die Hintergründe der Fechtkunst erfahren: „Jedes Land und jede Epoche hat eine andere Fechttradition“, so Borho. Je nachdem, in welcher Zeit ein Film spielt, versucht der Fechtmeister den Schauspielern das authentische Fechten der jeweiligen Zeit beizubringen. „Bei Fantasy ist das egal, da kann man alle möglichen Kampfstile vermischen, zum Beispiel orientalische oder asiatische“, so Borho.

Obwohl schon im Rentenalter, stand Borho zuletzt für Roland Emmerichs Historien-Thriller „Anonymus“ oder für „Die drei Musketiere in 3D“ vor der Kamera, sogar in Musik-Clips ist er schon aufgetaucht. Borho möchte in der Filmparknacht vor allem einen Einblick in die aufwändige Vorbereitung von Fecht-Szenen geben. „Die meisten Schauspieler heutzutage können natürlich nicht fechten“, weiß Borho. Ein Problem, das auch bei den Arbeiten zu „Anonymus“ auftauchte, der zur Zeit Shakespeares spielt. Drei bis vier Wochen musste Borho fast jeden Tag fünf Stunden mit den etwa 20 Schauspielern und Stuntmännern trainieren. „Einer der Hauptdarsteller, Ryhs Ifans, hatte anfangs große Schwierigkeiten mit dem Fechten, und es wurde schon überlegt, ein Stuntdouble zu nehmen. Aber plötzlich schaffte er es doch und machte die Szene perfekt!“ Trotz seines Pensums arbeitet Borho nebenbei auch noch als Fechtlehrer in Schauspielschulen und Gymnasien.

Der aus dem Schwarzwald stammende Borho fechtete von früh auf und gründete 1990 die Theaterfechtgruppe „Die Federer“, die an kleineren Theater- und Filmproduktionen mitwirkte. Leute vom Film, wie es so schön heißt, haben ihn bei seinen Aufführungen „entdeckt“ und ihm angeboten, auch bei größeren Filmen mitzuwirken. Seitdem ist der in Berlin lebende Fechtmeister ausgelastet und konnte im Laufe der Jahre schon mit vielen internationalen Größen zusammenarbeiten, zum Beispiel mit Tony Wolf, dem Kampfchoreographen der „Herr der Ringe“-Trilogie. Über ein Treffen in Berlin berichtet Borho: „Tony Wolf hatte immer einen Spazierstock mit einem Metallknauf bei sich – das war seine Waffe! Er wusste nicht, wie gefährlich Berlin tatsächlich ist.“

Aber trotz Filmen wie „Fluch der Karibik“ oder „Herr der Ringe“ müsste man eigentlich meinen, dass heutzutage auf der Leinwand immer weniger gefochten wird. „Das Fechten stirbt nicht aus“, ist Borho überzeugt, „denn der Zweikampf ist ein dramaturgisches Mittel, das in Konfliktsituationen immer wieder auftaucht. Zum Beispiel die Zauberstab-Kämpfe bei Harry Potter – das sind alles Fechtbewegungen. Und fechten kann man schließlich auch mit Stuhlbeinen oder Besenstielen.“ Letzteres hat Borho bereits gemacht – in der Potsdamer Schlössernacht.

Die Fechtshows finden morgen um 18.15 Uhr, 19.45 Uhr und 21.00 Uhr in der Mittelalterstadt des Filmparks statt.

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