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Von Henri Kramer: Duell um Garagen

Oberbürgermeister Jann Jakobs und Linke-Chef Hans-Jürgen Scharfenberg: Erstes Rededuell am Schlaatz

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Schlaatz - Die Szene ist bezeichnend: Als Jann Jakobs im Bürgerhaus am Schlaatz zu sprechen beginnt, zupft sich Hans-Jürgen Scharfenberg an der Nase. Es ist das erste direkte Rede-Duell von SPD-Oberbürgermeister und Linke-Oppositions-Chef in ihrem Wahlkreis IV. Und es ist ein Thema, für das Scharfenberg die Deutungsmacht beansprucht: Garagen.

Doch das will Jakobs am gestrigen Abend ändern. Betont locker stellt er das Garagenkonzept vor, das Ende des Jahres fertig sein soll. Drei Garagenareale daraus stehen gestern im Mittelpunkt: Unter den Eichen, der Meißenweg – und der Tiroler Damm. Für die ersten beiden Standorte gibt Jakobs Garantien für die nächsten zehn Jahre, am Tiroler Damm wird dagegen schon ab 2010 gebaut. „Wir brauchen städtische Grundstücke“, sagt Jakobs und erklärt dies unter anderem damit, dass in Potsdam in den kommenden Jahren wegen des Zuzugs tausende Wohnungen benötigt werden. Von vereinbarten fünf sind nun bereits zehn Minuten Redezeit vorbei. Scharfenberg wartet indes auf seinen Auftritt: Seine Fingern trommeln auf dem Tisch vor ihm, ab und an schaut er rechts hoch zu Jakobs.

Und endlich darf Scharfenberg. Er zieht den Bogen des Engagements seiner Partei lang von kostenlosem Schulessen über den Einsatz für Kleingärten bis eben hin zum Kampf für Garagen. Jakobs blickt entspannt in die Runde, selbst als Scharfenberg spontanen Beifall aus dem Publikum erhält. Ungerührt lässt Jakobs auch direkte Angriffe über sich ergehen. „Wir haben das Schäferfeld gegen die SPD gesichert“, schimpft Scharfenberg über seine Konkurrenten. Nur einmal spricht er von der „Hoffnung“, die ihm das Zwischenergebnis des von der Verwaltung erarbeiteten Garagenkonzepts gäbe, mit dem die Zukunft aller Garagen zumindest planungssicher sein soll. Und er hebt den Antrag seiner Fraktion für die heutige Sitzung des Stadtparlaments hervor, mit der Garagenstandorte in der Waldstadt I mindestens 15 Jahre lang unantastbar sein sollen. Der Rest sind Angriffe auf den Mann, gegen den Scharfenberg 2003 knapp die Oberbürgermeisterwahl verlor: Es sei „unredlich“, einen Gegensatz zwischen Wohnungsbau und Garagenstandorten aufzumachen. Das vornehmlich ältere Publikum klatscht, Jakobs schmunzelt.

Denn auch er sieht für seine Position gute Argumente: Leute wie Scharfenberg würden Potsdam nur „ausschnittsweise“ betrachten. Er selbst brauche aber die Sicht des Oberbürgermeisters, so Jakobs: „Ich muss den Gesamtblick auf die Stadt haben.“ Es müsse also Flächen geben, die verfügbar seien – etwa zum Verkauf oder als Baufläche. „Das Land Brandenburg wird uns beim Wohnungskauf nur helfen, wenn wir Flächen zur Verfügung stellen.“ Scharfenberg lächelt, schüttelt den Kopf.

Eineinhalb Stunden währt die Diskussion. Die anderen Spitzenkandidaten der Parteien kommen nur selten zu Wort zwischen zwei Kandidaten, die sich am Podium abwechseln. Und sich „Hintertürchen“ für Abrisse von Garagen vorwerfen (Scharfenberg zu Jakobs) oder „Versprechungen, die sich davon verabschieden, auf Garagenflächen etwas anderes zu machen als Garagen“ (Jakobs zu Scharfenberg). Garagen-Antipoden.

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