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Vor dem Umzug. Der Hort der Bürgel-Grundschule in Babelsberg zieht an einen neuen Standort in der Nähe. Im Weberhaus soll nach der Sanierung und dem Ausbau eine bilinguale Kita Einzug halten und den Platzmangel in der Stadt etwas lindern.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Durch Babyboom mehr Kitas benötigt

Verwaltungsprognose: 850 statt 500 neue Plätze für 2010 benötigt / Mehrkosten von bis zu 1,4 Millionen Euro

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Der Bedarf an Kitaplätzen in Potsdam steigt noch rasanter als bislang angenommen. Im kommenden Jahr werden laut der überarbeiteten Kitabedarfsplanung nicht nur die bisher angenommenen 500 weiteren Plätze benötigt, sondern 850, sagte gestern Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller (parteilos). Der Grund: Viel mehr junge Familien als angenommen hätten in diesem Jahr Potsdam als neuen Wohnsitz gewählt, erklärte Müller, die im September den Stadtverordneten die angepasste Kitabedarfsplanung präsentieren will.

Gestützt wird die Prognose auch durch Zahlen aus dem Klinikum „Ernst von Bergmann“. Denn die Stadt scheint auf ein weiteres Geburts-Rekordjahr zuzusteuern. Am Mittwoch, dem 5. August, wurde die 1000. Geburt im Krankenhaus verzeichnet, fast einen Monat früher als im bisherigen Rekordjahr 2008. Damals wurden in zwölf Monaten mehr als 1500 Babys im Bergmann-Klinikum geboren. Rekordverdächtig war insbesondere der zu Ende gegangene Juli. 182 Babys wurden im städtischen Hospital zur Welt gebracht, darunter zwölf Mal Zwillinge. „Dies ist unser geburtenstärkster Monat seit 1990“, sagte der Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe, Friedrich Dreßler.

Die Stadt stellen die weiter steigenden Geburtenzahlen vor Schwierigkeiten. Nicht nur, dass die Zahl der Kitaplätze in der Stadt erhöht werden muss. Durch die kommunale Mitfinanzierung der Plätze bei freien Trägern benötige der Kitabereich einen höheren Etat, sagte Müller. „Grob gerechnet kosten 100 Plätze die Stadt rund 400 000 Euro im Jahr“, so die Beigeordnete. Das würde bei 850 Plätzen Mehrkosten von 1,4 Millionen Euro bedeuten. Auch der neu abgeschlossene Tarifvertrag für kommunale Kita-Einrichtungen hätte Auswirkungen . Zwar gibt es derzeit nur eine kommunale Kita – und auch die nur aufgrund von juristischen Auseinandersetzungen zwischen freien Trägern und der Stadt. „Aber wir finanzieren auch bei freien Trägern die Löhne der Kitaerzieher bis zur Höhe des kommunalen Tarifvertrags mit“, so Müller.

Ebenso ungeklärt ist, wie der gestiegene Platzbedarf praktisch bewältigt werden soll. Im gesamten Stadtgebiet sollen in den beiden kommenden Kitajahren über 1000 Krippen- und Kindergartenplätze neu entstehen – teils durch Ausbau bestehender Einrichtungen, teils durch Neugründung. Allerdings würden laut den nun angepassten Zahlen rund 1350 Plätze benötigt.

Abhilfe könnte der Landessportbund mit seiner gemeinnützigen Sportservice GmbH schaffen. Bereits am 1. November soll in der Nansenstraße 2 eine von drei neuen Sportservice-Kitas eröffnen, die bislang nicht in der städtischen Planung berücksichtigt wurden. In Potsdam-West sollen auf 1000 Quadratmetern in vier Etagen 40 Krippen-, 50 Kita- und 30 Hortplätze in einem ehemaligen Bürohaus entstehen. Für die neue Einrichtung gebe es bereits 65 Interessenten, so Sportservice-Geschäftsführer Robert Busch. Erst vor knapp zwei Wochen hatte er angekündigt, dass man auch Kitas in der Gregor-Mendel-Straße und in der Puschkinallee plane.

Ebenfalls noch in diesem Jahr soll ein Kita-Neubau in Eiche eröffnet werden. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) lässt aktuell für 2,6 Millionen Euro einen zweistöckigen Bau in der Kaiser-Friedrich-Straße errichten. Auch in der Babelsberger Karl- Liebknecht-Straße soll eine Awo-Einrichtung für Krippen- und Kitakinder ausgebaut werden. Der Hort der Bürgel-Grundschule, der dort bislang in einem Weberhaus sitzt, soll dafür in die Grenzstraße umziehen, in der die Awo die Villa Hirsch zum neuen Hortsitz umbaut (PNN berichteten). Im Weberhaus soll künftig eine Kita mit bilingualem Deutsch-Russisch-Schwerpunkt Platz finden, die inhaltlich vom Berliner Verein Mitra betreut wird. Der Ausbau des Standorts, der kommunales Eigentum ist, wird durch Konjunkturpaketmittel finanziert. In den Baukosten von 950 000 Euro sind städtische Eigenmittel von 142 500 Euro enthalten. Bis Ende 2010 sollen die Plätze für 30 Krippen- und 30 Kitakinder fertig sein.

Kay Grimmer

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