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Landeshauptstadt: Durch Duden zum besseren Menschen

„Akte“-Gesicht Ulrich Meyer warb bei Tatjana Meissner für deutsche Sprache

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Bücher statt Akten – über 7000 Bücher hortet Ulrich Meyer, Wahlpotsdamer, Fernsehgesicht, Journalist aus Berufung, Bewahrer der reinen Sprachlehre und am Mittwochabend Gast von Tatjana Meissner beim achten „Potsdamer Nachschlag“ auf dem Theaterschiff. Der „Akte“- Moderator – seit 15 Jahren präsentiert er das Sat 1-Reportermagazin – offenbarte in dem Talk tiefe, persönliche Einblicke. Wortgewandt, ausufernd, doch fast nie den roten Faden verlierend, monologisierte er über seine Kindheit, die vor allem durch seinen Vater geprägt schien, auch wenn der 54-Jährige eine Fixierung bestritt. Doch seinen Bundeswehrdienst hatte Meyer einst deshalb angetreten, „weil die Kriegserlebnisse des Vaters im Gedächtnis waren“. Meyer erklärte: „Ich wollte wissen, wie das Soldatenleben auf mich wirkt, wie ich mich mit dem System arrangiere.“ Auch sein Studium wurde durch den Wunsch des Vaters beeinflusst. Doch seine Ausbildung zum Humanmediziner brach er ab, „es war absehbar, dass ich Journalist werden wollte“. Auch wenn bei dieser Verkündung der Vater „tief Luft holen musste“ und Meyers Mutter „in die Polster gesunken ist“, erinnerte er sich.

Mittlerweile schaut Mama Ulrich regelmäßig die Sendung ihres Sohns. „Sie meint zu erkennen, ob ich Kopfschmerzen habe. Ich sage dann manchmal einfach: Ja, es stimmt“, erfuhr Tatjana Meissner bei einer ihrer wenigen Zwischenfragen. Viel herauskitzeln musste die Moderatorin des Abends aus dem Reserveoffizier der Bundeswehr ohnehin nicht. Ulrich Meyer war in Plauderlaune, erzählte über sich und seine Vorlieben. So sei er „ein lexikalischer Typ“, bezeichnete den Duden als sein Lieblingsbuch. „Die Lektüre des Dudens ist schmerzvoll, aber danach sind sie ein besserer Mensch“, gab er Meissner auf den Weg. Die revanchierte sich mit der sprachlichen Eigenheit von Westdeutschen, die „an Weihnachten“ sagen, „das heißt zu Weihnachten“, so die gebürtige Ostdeutsche. Meyer konterte: „Dafür sind sie ,auf Arbeit’, während ich im Büro bin.“ Der Umgang mit der deutschen Sprache ist dem gebürtigen Kölner ein Herzensanliegen: „Wenn Journalisten ein Komma verkehrt setzen, frage ich mich, was sie sonst noch falsch machen“, erklärte er. Und auch Tatjana Meissner selbst blieb vom Sprachpuristen nicht verschont: Meyer verbesserte ungerührt Meissners „wegen ihm“ ins sprachlich genaue „seinetwegen“ – sehr zur Freude des Publikums, das in den kurzen Gesprächspausen ein dreigängiges Menü – zusammengestellt vom Restaurant „Sturmvogel“ und Ulrich Meyer selbst – genießen konnte. Auf die Teller kamen Kaninchenfilet mit Feldsalat, Barberie-Entenbrust und Grießflammerie.

Ist Ulrich Meyer bei der Sprache unnachgiebig, zeigt er bei seiner Ehefrau und Katzennärrin Georgia Tornow stellenweise grenzenlose Nachsicht. So wurde aus dem Hundemensch Meyer ein Katzenliebhaber. Drei namens Zorro, Grigio und Einstein springen mittlerweile in der Wohnung in der Berliner Vorstadt herum. Seit 1996 wohnt das Paar in Potsdam. „Damals hat unsere Steuerberaterin uns empfohlen, wir sollten ein Haus kaufen.“ Mittlerweile sind es einige denkmalgeschützte Häuser geworden, die Meyer und Tornow besitzen. Ärger mit der Potsdamer Bauverwaltung oder dem Denkmalschutz haben beide nicht erlebt. Im Gegenteil, betonte Meyer: „Wir trafen dort eher auf Partner, die viel, viel Hilfe angeboten haben.“ Kay Grimmer

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