Landeshauptstadt: Durch Sanssouci via Satellit
Navigationssystem führt mit König Friedrich Wilhelm IV. durch den Park
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Sanssouci - Eine Weltpremiere gibt es heute in Sanssouci: Erstmals können sich Besucher via Satellit durch den Park führen lassen. Dafür hängen sie sich ein kaum mehr als handygroßes Gerät mit Kopfhörern um den Hals. Es empfiehlt ihnen auf seinem Bildschirm Routen durch den Park. Wenn sich die Spaziergänger einer Sehenswürdigkeit nähern, erhalten sie die notwendigen Erläuterungen. Dafür wurden von Schloss Sanssouci bis zur Orangerie 19 Hörstationen eingerichtet.
Gestern stellten Stiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh und IT-Spezialist Andreas Wendt den neuartigen Audioguide vor. Er wurde von der iGuide Kulturaufnahme GmbH aus Großkochberg bei Weimar mit Unterstützung von Olanis Leipzig entwickelt und bisher nur für Stadtführungen eingesetzt – für einen Park noch nie. Die Technik ist mit dem Navigationssystem für Kraftfahrzeuge vergleichbar. So kompliziert sie ist, die Handhabung darf dagegen als kinderleicht bezeichnet werden. Kaum mehr als drei Knöpfe sind zu drücken. Das Gerät ist deshalb selbst für den Besucher geeignet, der keinen Anschluss an das Computerzeitalter gefunden hat.
So schnell oder langsam er auch geht, wie er die Route gegenüber der Empfehlung auch ändert, stets schaltet sich an der nächsten Sehenswürdigkeit der Hörtext ein. Der Tourist läuft keine Gefahr, dass er an einem Schloss oder einer Skulpturengruppe Informationen über einen anderen Standort erhält – es sei denn, das GPS (Global Positioning System) macht einen Fehler. Dies ist bei den Tests aber noch nicht vorgekommen. Werden dem Spaziergänger bei den auf 60 bis 90 Minuten berechneten Touren die Beine schwer, gibt es ebenfalls eine Lösung. Er kann beispielsweise in der Historischen Mühle eine Rast einlegen und auf das Symbol „Kaffetasse“ drücken. Dann gibt ihm das Gerät in Bild und Ton Informationen über die Sehenswürdigkeiten, die er nicht mehr erlaufen wollte oder konnte. Für winterliche Parkgänge bietet der Satelliten-Guide ebenfalls einen besonderen Service. Dann sind bekanntlich die Skulpturen durch Bretter eingehaust, der Bildschirm des Geräts zeigt sie jedoch hüllenlos in voller Schönheit.
So beeindruckend allein das technische Knowhow ist, die Stiftung setzt noch einen drauf: Die Texte werden nicht nüchtern dahergesagt, sie besitzen Hörspielcharakter. Einer von des Alten Fritzen Hofgärtnern, Joachim Ludwig Heydert, der Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelssdorff und König Friedrich Wilhelm IV. berichten den Touristen aus der Geschichte des Parks und seiner Bauwerke und flechten dabei manches Anekdötchen ein. Schnaufend ersteigt Friedrich Wilhelm IV. die Treppen zum Orangerieschloss, was er übrigens nie getan hat, und übergibt die Führung an Knobelsdorff. Der war damals zwar schon seit Jahrzehnten tot, aber das tut dem Spaß keinen Abbruch.
Zehn Audioguides können ab heute im Besucherzentrum an der Historischen Mühle ausgeliehen werden. Die Gebühr beträgt 5 Euro, außerdem muss der Pass oder Ausweis hinterlegt werden. Nach einem vierwöchigen Probelauf will die Stiftung darüber nachdenken, inwieweit die Zahl der Geräte erhöht wird. Auch eine Übertragung auf andere Parke wird erwogen. Vorerst laufen die Texte nur in deutscher Sprache.
Erhart Hohenstein
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