Von Michael Erbach: „Durchschnittliche Anziehungskraft“
Die Potsdamer Innenstadt hat sich gewandelt, doch noch fehlt ein zweiter Magnet für die Kunden
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Innenstadt - Seit der Eröffnung des Karstadt-Warenhauses im März 2005 wurde „eine deutliche Belebung der Innenstadt, vor allem des Bereichs Brandenburger Straße“ registriert. Dennoch entfaltet die Potsdamer Innenstadt als Einkaufsstandort „bisher nur eine durchschnittliche Anziehungskraft“. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu), die den PNN vorliegt. In dem Positionspapier wurde die Wirkung von Einkaufscentern auf den innerstädtischen Einzelhandel in mehreren deutschen Städten untersucht, darunter auch Potsdam. Generelles Fazit: „Zu groß geratene Centeransiedlungen verursachen Nachteile für die vorhandene Innenstadt“.
Für Potsdam, so heißt es in dem Papier, trifft dies bislang nicht zu. Ein großes Einkaufszentrum wurde in der Innenstadt nicht gebaut. Dennoch habe es seit der Jahrtausendwende in der Innenstadt einen Zuwachs an Einzelhandelsfläche um 52 Prozent gegeben. Ende 2007 wurden 35640 Quadratmeter Ladenfläche in der City registriert. Zurückzuführen sei dies laut der Studie auf die Eröffnung des Karstadt-Warenhauses und die Sanierung leer stehender Gebäude. Besonders die Brandenburger Straße habe „das zu Beginn des Jahrzehnts dominierende Billig- und Discountimage abgelegt“. So stieg der Anteil von Läden der sogenannten Leitbranchen in der 1a-Lage der Innenstadt von 26,7 auf 49,3 Prozent.
Wie sehr sich die Anziehungskraft der Innenstadt gewandelt hat, zeigen auch die in dem Papier veröffentlichten Zahlen zu den Passantenströmen in der Brandenburger Straße: Danach wurden 2001 während der Hauptgeschäftszeit durchschnittlich 1425 Passanten je Stunde gezählt, im Jahr 2007 waren es bereits 3570 – das Zweieinhalbfache. Indiz für die zunehmende Attraktivität der Potsdamer City sind auch die Ladenmieten. Laut Difu stieg der durchschnittliche Mietpreis je Quadratmeter von 30 Euro im Jahr 2001 auf 55 Euro im Jahr 2007.
„Ich war verblüfft, als ich nach ein paar Jahren die Brandenburger Straße wiedersah – ein Unterschied wie Tag und Nacht“, sagte Gerd Kühn, einer der Autoren der Studie, gestern den PNN. Dennoch sieht Kühn Reserven. Die Innenstadt brauche neben Karstadt noch einen weiteren Magneten – ein Textilwarenhaus, das Bekleidung und Schuhe im mittelpreisigen Angebot bereithält. Dabei stelle die historische Bebauung in der Innenstadt ein Problem dar. Bei der Bereitstellung weiterer Ladenflächen müssten unbedingt Größen von 300 bis 400 Quadratmetern Berücksichtigung finden.
Wie es in dem Papier heißt, werde durch die Bebauung des Alten Marktes mit dem neuen Landtag und die Errichtung weiterer Gebäude ein „Entwicklungskorridor“ von der südlichen Friedrich-Ebert-Straße bis zum aufgewerteten Alten Markt möglich. Eine an diesem Standort mögliche Entwicklung eines großen Einkaufszentrums „könnte indes mehr schaden als nutzen“. Es entstünde ein „schwieriger Konkurrent für den Einzelhandel in der Brandenburger Straße“.
Diese Auffassung deckt sich im wesentlichen mit dem städtischen Einzelhandelskonzept. Darin hat die Entwicklung weiterer Einzelhandelsflächen in der Innenstadt Vorrang beispielsweise vor einer Erweiterung des Stern-Centers oder der Aufhebung der Sortimentsbeschränkungen für die Bahnhofspassagen. Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz hatte im November bekannt gegeben, dass es in der City, in Babelsberg und am Alten Markt ein zusätzliches Verkaufsflächen-Potenzial von 9200 Quadratmetern gäbe.
Michael Erbach
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