Landeshauptstadt: Dürre im Welterbe
Klimawandel setzt den Parks der Schlösserstiftung zu. Internationale Experten suchen in Potsdam nach Lösungen
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Sanssouci - Angesichts des zuletzt feuchtheißen Wetters mit ergiebigen Regenfällen ist es nicht gerade augenfällig, aber die Parks der Schlösserstiftung haben langfristig ein Problem: Wassermangel. Wegen des Klimawandels rechnen Experten in den nächsten Jahren mit zunehmender Trockenheit und häufiger auftretenden Wetterextremen mit Stürmen und Starkregen – keine guten Voraussetzungen für die aufwendig gestalteten Parkanlagen.
„Die Auswirkungen des Klimawandels sind in der Region schon heute zu spüren“, so Michael Rohde, Gartendirektor der Stiftung Preußischen Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Er ist der Herr über die etwa 55 000 Bäume im Neuen Garten und in den Parks Sanssouci und Babelsberg. Nun holt sich die SPSG internationale Kompetenz nach Potsdam, um nach Lösungen zu suchen. Vom 4. bis zum 6. September treffen sich Experten für Gartendenkmalpflege zur internationalen Fachtagung „Historische Gärten im Klimawandel“ im Nikolaisaal und in der Orangerie. Zwei vorbereitende Kolloquien hatten bereits im November 2013 und März stattgefunden.
Neben Spezialisten der Gartendenkmalpflege haben renommierte Klimaforscher und Naturwissenschaftler ihre Teilnahme zugesagt, teilte die SPSG mit. Zu den Referenten sollen unter anderem der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Hans Joachim Schellnhuber, der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer vom Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam und der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Hubert Weiger gehören. Weitere Vorträge soll es von Roland Bernecker, dem Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission, und dem renommierten Gartenhistoriker John Dixon Hunt von der University of Pennsylvania geben. Ergebnis der Tagung sollen konkrete Handlungsanweisungen sein.
Die vom Gartenkünstler Peter Joseph Lenné vor rund 200 Jahren konzipierte Anlage mit den ebenso alten Baumbeständen sollen auch unter den sich ändernden Bedingungen erhalten werden. Die Parks seien nicht nur aus gartenkünstlerischer Sicht interessant, sagte Rohde. Auch ihre Bedeutung für das Ökosystem sei hoch. Eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren lebe dort. Wichtig seien auch positive Effekte für das menschliche Wohlergehen, unter anderem durch die Versorgung mit Frischluft.
Vor allem in den historischen Gärten müsse die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen erhöht werden, so Rohde. „Die Sommer werden trockener, die Winter feuchter und milder, Wetterextreme mit Stürmen und Starkregen häufiger“, sagte der Gartendirektor. Die Vegetationsperioden der Bäume und anderer Pflanzen verlängerten sich. So beginnen die Bäume heute etwa einen Monat früher auszutreiben als noch vor 20 Jahren. Trotzdem blieben Spätfröste nicht aus, die auch die Flora schädigten. Eine weitere Bedrohung für den Baumbestand seien auch Schädlinge, die sich bei wärmeren Temperaturen stärker vermehren oder einwandern.
Dennoch können in den Parks nicht beliebig widerstandsfähigere Bäume wie Akazien oder Platanen gepflanzt werden – sie müssen auch ins Bild des Gartendenkmals passen. So kann zum Beispiel statt der einheimischen die ungarische Eiche verwendet werden, die höhere Temperaturen besser verkraften kann. Um der Trockenheit vorzubeugen, hat die Schlösserstiftung bereits vor Jahren begonnen, das Bewässerungssystem zu erneuern und auch neue Leitungen zu verlegen. Marco Zschieck (mit dpa)
Marco Zschieck (mit dpa)
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