
© A. Klaer
Kolumne PYAnissimo: Unterstützer-Aktion für die Stadtwerke: Duschen für den guten Zweck
Unübersichtliche Gehälter, mögliche Gerichtskosten: Da kommt einiges auf die Stadtwerke zu. PNN-Autorin Steffi Pyanoe fordert in ihrer aktuellen Kolumne, dass alle in diesen schweren Zeiten die Stadtwerke unterstützen sollten. Für einen Soli, der ankommt.
Stand:
In unserer Redaktions-Teeküche lief gerade minutenlang das Wasser. Entweder eine spontane Rohrspülung, dachte ich, oder jemand hat einfach vergessen, das Wasser abzustellen. Kann ja mal vorkommen, dass man was übersieht. Oder – auch das halte ich mittlerweile für plausibel – das Wasserlaufenlassen ist Teil einer breit angelegten Unterstützer-Aktion für unsere Stadtwerke.
Gehalt für jemanden, der nicht mehr da ist
Ich denke ja auch, es kann nicht schaden, den Stadtwerken mehr Umsatz zu verschaffen. Jetzt, wo sie so viele Ausgaben haben. Und alles so unübersichtlich ist. Hier ein Gehalt für jemanden, der nicht mehr da ist und nicht mehr arbeitet; da ein Gehalt für jemanden, der zwar da ist, aber auch nicht arbeitet. Oder nicht so richtig zufriedenstellend. Weil er beispielsweise eine Million für den Bau von Mitarbeiterklos und Duschen ausgibt. Natürlich will so ein Stadtwerker auch mal unter die Dusche nach einem heißen Tag auf Achse. Und wenn es denn goldene Brauseköpfe sein sollen, dann gönne ich die ihnen auch von Herzen. Aber für eine Million – ich weiß nicht, dafür bekommt man sogar in Potsdam schon ein ganzes Haus. Im Umland sowieso.
Tja, und wenn jetzt noch Kosten für Gutachter, Anwälte und Gerichte dazukommen, für Schweigegelder, äh – weitere Abfindungen, oder für Gehälter von neuen Mitarbeitern, denn irgendjemand muss die Arbeit ja machen, dann wird es richtig eng. Die paar Millionen Bruttojahresgewinn sind schnell zusammengeschmolzen, fürchte ich. Dann bleibt womöglich nichts mehr übrig für neue Dienstwagen nach EU-Energiesparrichtlinien, am besten Elektroautos, die man bequem vor dem Büro einstöpseln kann. Die Kekse bei Aufsichtsratssitzungen wären in Gefahr – und möglicherweise sogar die Jahres-Boni der Führungsetage. Dabei ist eine Prämie gerade jetzt, wo alles so angespannt ist, ein wichtiges Zeichen, den Mitarbeitern das Vertrauen auszusprechen. Und sie zu weiteren Höchstleistungen zu motivieren.
EWP-Chor statt Santana auf dem Stadtwerkefest?
Nicht zuletzt mache ich mir Sorgen um das Stadtwerkefest: Wenn hier auch gekürzt wird, muss dann am Ende der EWP-Mitarbeiterchor auf die Bühne im Lustgarten? Nichts gegen Mitarbeiterchöre, Singen ist etwas Wunderbares, es senkt den Blutdruck, stärkt den Teamgeist und ist dabei weitgehend CO2- und kostenneutral. Aber am 9. Juli ist mir Santana doch lieber. Oder Cyndi Lauper mit ihrem „Girls Just Want To Have Fun“.
Also unterstützen wir die Stadtwerke. Lassen wir unsere Teenager dauerduschen und das Licht brennen, wenn wir in den Urlaub fahren. Stellen wir die Klimaanlage auf Permafrost – bei offenem Fenster. Und wenn das nicht reicht: Hanfplantagen sollen, so hab ich gehört, wahre Energieschlucker sein. Alles für einen guten Zweck. Für einen Stadtwerke-Soli, der ankommt.
Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg.
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