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Homepage: Düstere Aussichten

Astrophysiker aus der ganzen Welt diskutieren derzeit über die Entstehung von Galaxien

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Welche Auswirkungen das letztlich haben wird, ist noch nicht klar, das Szenario verspricht jedoch einiges an Veränderung: Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 Kilometern pro Sekunde bewegen sich die Milchstraße und ihre Nachbargalaxie Andromeda aufeinander zu; Computersimulationen zufolge werden sie sich in etwa drei Milliarden Jahren durchdringen und zu einer größeren Galaxie verschmelzen. Die Frage dabei ist: Wird beim Prozess des Verschmelzens ein Quasar entstehen, also eines jener Objekte, in dem über die Gravitationskraft Schwarzer Löcher enorme Mengen an Energie freigesetzt werden?

Einige Indizien sprechen dafür, nur über die Folgen kann die Astrophysik bislang nur spekulieren, sagt Prof. Sandra Faber von der University Santa Cruz in Kalifornien. Sie ist eine von insgesamt 75 Wissenschaftlern, die auf Einladung des Astrophysikalischen Instituts Potsdam (AIP) seit dem Wochenende in der brandenburgischen Landeshauptstadt sind. Anlässlich des vierten Potsdamer Thinkshops diskutieren sie über „Die Rolle von Schwarzen Löchern bei der Entstehung und Entwicklung von Galaxien“.

Diese Diskussion scheint längst überfällig, denn sie führt zwei Forschungsfelder zusammen, die bislang nur wenige Berührungspunkte hatten. Da sind zum einen die Wissenschaftler, die sich der Erforschung von Galaxien widmen und zum anderen jene, die sich auf die Schwarzen Löcher und die damit verbundenen aktiven Galaxienkerne spezialisiert haben. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse gehen jedoch von einem unmittelbaren Zusammenhang zwischen beiden aus.

So haben jüngste teleskopische Beobachtungen gezeigt, dass supermassereiche Schwarze Löcher durch Gravitationskraft das Gas der Galaxie aufsaugen, in der sie sich befinden. Kurz bevor es sich auf das Zentrum eines Schwarzen Lochs hinzubewegt, ist es energetisch stark aufgeladen und leuchtet. Die Wissenschaft bezeichnet dieses Gebilde als Quasar.

In Potsdam nun treffen führende Experten unter anderem aus den USA, Großbritannien und Israel zum viertägigen Gedankenaustausch zusammen. Dabei erörtern sie vor allem die Frage, welche Auswirkungen die starken Energiefelder der Quasare auf ihre Umgebung haben könnten. Und wie sie Galaxien beeinflussen.

„Wir müssen vielleicht unsere bisherigen Vorstellungen darüber, was eine Galaxie ist und wie sie entsteht, überdenken“, fasst Sandra Faber das vorläufige Ergebnis der Konferenz zusammen. Die renommierte Professorin will bei dem Treffen mit Kollegen ins Gespräch kommen. Sie erhofft sich dadurch neue Impulse für ihre Arbeit: „Wir brauchen alle Hintergrundinformationen – auch die aus anderen Forschungsrichtungen“, sagt Faber, die insbesondere am Dialog mit Experten zum Forschungsfeld der Schwarzen Löcher interessiert ist. Diese Informationen sollen anschließend in ein Computerprogramm eingespeist werden, um so bisherige Simulationen zu korrigieren.

Prof. Matthias Steinmetz, Leiter des AIP, beabsichtigt die neuen Erkenntnisse zudem als Bestandsaufnahme zusammenzufassen. Diese schriftliche Ausarbeitung soll dem internationalen Fachmagazin „Nature“ zur Veröffentlichung angeboten werden. „Die Frage nach den Zusammenhängen zwischen Galaxien und Schwarzen Löchern ist eine fundamentale Frage der Menschheit. Ihre Beantwortung erklärt, wie unser Kosmos funktioniert“, sagt Steinmetz. Für diesen Forschungsbereich stehen dem AIP jährlich rund eine Million Euro zur Verfügung - etwa zehn Prozent seines Gesamtbudgets.

Unterdessen, so versichert Steinmetz, wird das Aufeinandertreffen von Andromeda und der Milchstraße, in der sich die Erde befindet, wohl keine unmittelbaren Auswirkungen auf den blauen Planeten haben. Es würde ohnehin keine Rolle mehr spielen. Warum? Weil der Zeitpunkt der Kollision mit dem des Erlöschens der Sonne zusammenfällt.

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