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Landeshauptstadt: Ehec: Potsdamer kaum betroffen

Keine neuen Patienten im Bergmann-Klinikum / Neuer Verdachtsfall wird nur ambulant behandelt / Schulen, Mensen und Pflegeheime verzichten auf Salate

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Im Kampf gegen den aggressiven Darmkeim Ehec können die Ärzte im Klinikum „Ernst von Bergmann“ erste Erfolge vermelden. Seit drei Tagen seien keine neuen Patienten eingeliefert worden, sagte der Chefarzt der Infektiologie, Thomas Weinke, gestern den PNN. „Das ist außerordentlich erfreulich.“ Zuvor seien zum Teil drei bis fünf Menschen pro Tag in die Rettungsstelle gekommen, die unter blutigen Durchfällen litten, so Weinke. Für eine Entwarnung sei es zwar noch zu früh, doch gehe man nicht mehr vom „ganz großen Krisenszenario“ aus. Derzeit sind zehn Ehec-Patienten im Klinikum in Behandlung, sechs davon leiden an der schweren Folgeerkrankung des hämolytisch-urämischen Syndroms (Hus), das zu einer Schädigung der Nieren führen kann. Der Zustand von allen Patienten sei aber stabil, so Weinke. Am vergangenen Freitag war ein mit Ehec infizierter Mann im Bergmann-Klinikum gestorben, allerdings an einer „schweren internistischen Grunderkrankung“.

Gestern kam ein weiterer Ehec-Verdachtsfall aus Potsdam hinzu, wie das Landesgesundheitsministerium mitteilte. Es handele sich um eine Frau, die jedoch nur in ambulanter Behandlung sei, weil der Krankheitsverlauf minder schwer sei, sagte Ulrich Widders, Referatsleiter für Infektionsschutz. Widders bestätigte die Einschätzung Weinkes, dass bei Ehec eine „gewisse Stabilisierung“ zu erkennen sei. Das Ministerium sei weiterhin in engem Kontakt mit den Gesundheits- und Verbraucherschutzämtern, denen die Kontrolle von Lebensmitteln und die Untersuchung möglicher Ansteckungswege obliege. Ronny Möckel, stellvertretender Amtsarzt der Stadtverwaltung, sagte gestern, in Potsdam sei derzeit „kein besonders hohes Bedrohungspotenzial“ durch das Ehec-Bakterium zu erkennen. Unter Quarantäne würden nur Erkrankte gestellt, die in der Lebensmittelbranche oder in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas, Schulen oder Pflegeheimen beschäftigt seien. Bei der jetzt erkrankten Frau bestehe kein Grund für ein Kontaktverbot mit anderen Menschen. Nach wie vor sei der Hauptübertragungsweg für Ehec der Genuss verseuchter Lebensmittel. Die Übertragung von Mensch zu Mensch könne mit entsprechender Hygiene wie Händewaschen vermieden werden.

Das Bergmann-Klinikum sei für die Bekämpfung des Ehec-Erregers „sehr gut aufgestellt“, betonte Weinke. Seit einer Woche gebe es eine tägliche Konferenz, auf der die Lage beraten und neue Erkenntnisse ausgetauscht würden. Auch mit anderen Krankenhäusern sei man vernetzt, insbesondere mit Einrichtungen in Norddeutschland, etwa in Hamburg.

Die Potsdamer reagieren offenbar weitgehend gelassen auf den Darmkeim. In der Verbraucherzentrale hielten sich die Anfragen besorgter Bürger in Grenzen, sagte Sprecherin Evelyn Dahme. Man rate in solchen Fällen zum sorgfältigen Waschen von Obst und Gemüse, gegebenenfalls auch zum Verzicht, so lange die Infektionsquellen nicht feststünden, ein Vorgehen, das auch Weinke empfiehlt.

In Märkten und Restaurants sind die Erfahrungen unterschiedlich. Ein Mitarbeiter des Biomarktes „Lebensquell“ in der Hegelallee berichtete, man habe viel Salat und Gurken wegwerfen müssen, weil die Kunden Angst hätten. Dabei würde die Produkt-Kette genau zurückverfolgt. Der Salat werde regional angebaut, jeder habe ein eigenes Zertifikat und sei Ehec-überprüft. Sylvia Arnoldt vom Restaurant „Alter Stadtwächter“ erklärte, man achte verstärkt auf die Herkunft der Produkte und biete keine Ehec-gefährdeten Lebensmittel an. Im Restaurant „Babette“ am Brandenburger Tor werden laut einer Mitarbeiterin deutlich weniger Salate verzehrt. Auch im Café „Louisa“ werde „deutlich“ weniger Obst und Gemüse geordert, so ein Mitarbeiter. Trotzdem würden die Produkte weiter angeboten.

An etlichen Schulen, in den Mensen des Studentenwerks und in Altersheimen kommen Gurken, Tomaten und frischer Salat dagegen nicht mehr auf den Tisch. „Wir können kein Risiko eingehen“, sagt etwa Marianne Göttlicher, Direktorin des Kursana-Seniorendomizils in der Heinrich-Mann-Allee. In den Mensen kommt selbst auf die belegten Brötchen nur noch Petersilie, wie Studentenwerks-Chefin Karin Bänsch erklärte.

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