Landeshauptstadt: Ehrenzeichen für Hofpolier
August Altendorf wurde für seine exakte Arbeit beim Bau des Prinzenforts vom Kaiser geehrt
Stand:
August Altendorf wurde für seine exakte Arbeit beim Bau des Prinzenforts vom Kaiser geehrt Für die Sicherung und den Wiederaufbau des Modell-Forts im Park Sanssouci hat der von Berlinern und Potsdamer Festungsinteressenten gegründete Förderverein erste Vorstellungen entwickelt. Sie sollen im September mit der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten als Eigentümer des Bauwerks erörtert werden. Das teilte der stellvertretende Vereinsvorsitzende Norbert Schilder auf PNN-Anfrage mit. Bei dem Fort handelt es sich keineswegs um eine „Prinzenspielburg“, wie sie im Volksmund genannt wird. Sie wurde vielmehr 1893 als 1:10-Modell für neuartige Festungen errichtet, die mit Beton und Stahl verstärkt dem Beschuss durch Granaten mit hoher Sprengkraft widerstehen sollten. Deshalb stellt die 40 Meter lange und 15 Meter breite Anlage ein außerordentlich bedeutsames, erhaltenswertes Denkmal der Militärgeschichte dar. Das heute nur noch in Resten erhaltene Miniaturfort war von Julius Diener projektiert worden, der ab 1873 an der Kriegsschule Potsdam lehrte und 1889 als Abteilungsleiter Festungsbau in das Rüstungsunternehmen Krupp wechselte. Bei der Einweihung im August 1893 wurde auch die äußerst exakte Arbeit der Bauleute gewürdigt. Wilhelm II. dekorierte den Maurerpolier mit dem „Allgemeinen Ehrenzeichen“ des Kaiserhauses. Der Name des Poliers konnte durch PNN-Recherchen ermittelt werden. Es handelte sich um August Altendorf (1854 bis 1941) aus Bornstedt. Er war bis zum Ende der Monarchie 1918 als „Hof- und Schlosspolier“ beim letzen deutschen Kaiser angestellt. Sein in Kleinmachnow lebender Enkel Eberhard Borchers erinnert sich an gemeinsame Spaziergänge, bei denen ihm der Großvater das Fort zeigte. Lange Zeit bewahrte er auch ein kunstvoll gearbeitetes Porzellanschild mit Namen und Titel von August Altendorf auf. Der Hofpolier war an vielen Baumaßnahmen beteiligt, so dem Einbau einer Zentralheizung im Neuen Palais, der Haustechnik für das Schloss Cecilienhof und der Brücke westlich der Orangerie. Nach dem Ende der Monarchie geriet Hofpolier Altendorf in eine schwierige Lage, da die Angestellten des Kaiserhauses keiner Gewerkschaft angehören durften und nicht rentenversichert waren. Er musste deshalb weit über die Altersgrenze hinaus seinem Broterwerb nachgehen. Täglich lief er frühmorgens von Bornstedt zu Fuß zum Potsdamer Stadtbahnhof und fuhr von dort mit der S-Bahn nach Spandau, wo er bei Siemens eine Anstellung als Betriebsmaurer gefunden hatte. Auf diese Weise erarbeitete er sich noch eine schmale Rente – 34 Reichsmark monatlich. Enkel Eberhard Borchers freut sich, dass er mit diesen Angaben den Förderverein bei der Dokumentation der Geschichte des Modellforts unterstützen kann. Mit Spannung erwartet er die Wiederherstellung des militärgeschichtlichen Denkmals. Er unterstützt den Appell des Fördervereins an die Potsdamer, als Souvenirs geborgene Geschütze und andere Originale der Anlage für dieses Vorhaben zurückzugeben.Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: