
© Andreas Klaer
Von Kay Grimmer: Ehrliche Einblicke ins Schauspielleben
Der Mime Jürgen Vogel erzählte Schülern im Filmgymnasium über seinen Weg in die Schauspielwelt
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Einen einzigen Tag war Jürgen Vogel auf einer Schauspielschule. „Ein optimaler Gast, um über den Schauspielberuf zu reden, bin ich wohl nicht“, gab er selbstkritisch zu – die Schülerschaft des Babelsberger Filmgymnasiums allerdings jubelte dem Filmmimen für diese Ehrlichkeit zu. Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe, bei der verschiedene Filmgewerke vorgestellt werden sollen, hatte der Schauspieler in die Schule mit dem Bildungsschwerpunkt Film gefunden. „Schön, dass es solch ein Gymnasium gibt“, befand Vogel.
Der Schauspieler, bekannt durch Filme wie „Keinohrhasen“ oder „Keine Lieder über Liebe“ war wegen seines Spiels im Film „Die Welle“ nach Babelsberg gekommen. Das 2008 entstandene Schuldrama beruht auf der wahren Geschichte eines Sozialexperiments, bei dem ein Lehrer, im Film gespielt von Vogel, Schüler an einer autoritär geprägten Bewegung namens „Die Welle“ teilnehmen lässt. Der Selbstversuch verselbstständigt sich, der Lehrer verlor die Kontrolle.
Im Gespräch über den Film – denn darüber wollte Vogel viel lieber mit den Schülern reden, als über seinen Weg zur Schauspielerei – offenbarte der gebürtige Hamburger dann doch viel von seinem Arbeitsverständnis. „Ich muss meinen eigenen Weg zu einer Rolle suchen“, schilderte Vogel seine Herangehensweise. Zwar traf er auch bei den Recherchen für „Die Welle“ auf den Lehrer, der in den 60er Jahren das Experiment an einer amerikanischen Schule durchführte. „Aber ich will nicht kopieren.“ Das schwierigste am Beruf des Schauspielers sei es, einen eigenen roten Faden für die Rolle zu finden. Denn, so der Profi: „Drehs sind selten chronologisch.“ Oft stehe das Filmende mitten im Dreh auf dem Arbeitsplan. „Dann muss man den roten Faden seiner Figur an der richtigen Stelle aufrufen.“
Der Schauspieler, der auf Einladung des Produzenten Joachim von Vietinghoff gekommen war, beeindruckte die Schüler im knapp einstündigen Gespräch mit lockerer Ehrlichkeit. Zufall und Frechheit hätten ihn zum Film gebracht. „Als ich beim ersten Casting wegen meiner selbst geschnittenen Frisur abgelehnt wurde, habe ich mich aufgeregt.“ Von diesem Auftritt waren die Macher seines ersten Films so angetan, dass sie ihn doch nahmen. „Anschließend habe ich immer weiter Rollen erhalten. Ich dachte, wie einfach es doch ist, viel Geld zu verdienen.“
Auf Nachfrage eines Schülers erzählte Vogel auch von den Schattenseiten des Schauspielerberufs: Eine ist der ewige Selbstzweifel. Ohne eine klassische Schauspielausbildung habe er „jahrelang gedacht, die müssen mir mir doch mal auf die Schliche kommen, dass ich nichts kann.“ Die Schauspielschule sei nichts für ihn gewesen. Doch oft zweifele er, ob die Filme, in denen er mitspiele, „wirklich gut sind“. Nach „weit über 100 Filmen“ habe er die Erkenntnis, als Schauspieler „kann man nicht alles spielen. Jeder hat Grenzen“, sagte er. Seine, das offenbarte er, liegen vor allem bei der Werbung für die eigenen Filme. „Das Drehen der Filme macht riesigen Spaß, das Drumherum, der rote Teppich und der Starrummel ist für mich unwichtig, weil es nicht spürbar ist. Werbeaktionen und Interviews sind furchtbar“, gesteht er. Es seien oft Journalisten, „die prinzipiell dumm sind“ – weniger der Film stehe im Vordergrund, sondern der Star, ärgerte sich Vogel. Wohl auch mit solchen ehrlichen Äußerungen erfüllte der Schauspieler seinen „Bildungsauftrag“ am Filmgymnasium, bot er doch einen unverblümten Einblick in seinen Beruf.
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