Landeshauptstadt: Eifersuchtsdrama am Gruber Horst
Potsdam hatte 2005 das schlechteste Storchenjahr seit Jahrzehnten
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Potsdam hatte 2005 das schlechteste Storchenjahr seit Jahrzehnten Auch im Ortsteil Grube zogen die Weißstörche in diesem Jahr keine Jungen auf. Zwar hatte das Männchen nach seiner Rückkehr aus dem Süden den Horst vorbereitet, doch nahm es dann eine zugeflogene Störchin zur Frau. Als wenige Tage später sein angestammtes Weibchen eintraf, kam es zu heftigen Kämpfen, die schließlich zur Aufgabe der Brut führten. Dieses Eifersuchtsdrama trug dazu bei, dass Potsdams Storchenbetreuer Manfred Pohl für das Jahr 2005 eine negative Bilanz ziehen musste. In der mit zwölf Horsten storchenreichsten Großstadt Deutschlands wurden nur acht Junge aufgezogen, halb soviel wie im Vorjahr und seit Jahrzehnten die niedrigste Zahl. 1998 waren es schon mal 27. Das Drama von Grube war dafür keineswegs der Hauptgrund. Vielmehr trafen die meisten Störche wegen der lang anhaltenden winterlichen Witterung und ungünstiger Thermik verspätet aus dem südlichen Afrika bei uns ein. Ihnen blieb so zu wenig Zeit für die Brut und die Aufzucht der Jungen. Im Fahrland kam das Männchen etwa 14 Tage verspätet erst am 18. April an, das Weibchen am 27. April. Das Paar hatte keine Chance mehr, wie üblich zwei bis drei Junge aufzuziehen. Es beschränkte sich auf eins, und das wurde noch so rechtzeitig flügge, dass es am 31. August mit den Eltern den Flug gen Süden antreten konnte. Auch das ist unüblich, denn in der Regel fliegen die Jungvögel ein paar Tage früher los. Immerhin konnte sich Storchenvater Pohl freuen, dass Meister Adebar in Drewitz pünktlich eintraf und drei Junge aufzog. Allerdings vertrieb es rabiat die Störche, die auf dem nahe gelegenen Kunsthorst brüten wollten. Auch Bornim und Golm hielten die Weißstörche die Treue und hatten jeweils zwei Jungvögel. Dagegen blieben die Horste in Marquardt, in Paaren, Satzkorn, Uetz und Kartzow unbesetzt. Dennoch befürchtet Pohl nicht, dass Potsdam künftig ohne Störche bleibt. „Das negative Ergebnis dieses Jahres ist auf die extreme Witterung zurückzuführen, der Bestand wird sich wieder normalisieren, meint er und verweist darauf, dass auch Brandenburgs berühmte Storchendörfer Rühstädt und Linum 2005 einen beträchtlichen Rückgang an Brutpaaren meldeten. Was immer für die Störche getan werden kann, das tut die Potsdamer Fachgruppe Ornithologie des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). So wurde in Drewitz der alte Schornstein, auf dem Adebar brütet, saniert, ebenso zwei Masten in Marquardt und die Horstunterlage in Uetz. In Fahrland ist die Sanierung für den Storchenschornstein angesagt, die auf 12000 Euro geschätzte Finanzierung allerdings noch nicht geklärt. „Da sollte die Dorfgemeinschaft helfen, meint Manfred Pohl. „Aber auch die Stadtverwaltung steht nach der Eingemeindung Fahrlands in der Pflicht. Ebenso appelliert der Storchenvater an gut gestellte Potsdamer, für Meister Adebar zu spenden. Ein älteres Ehepaar hat darauf bereits reagiert, als es 3500 Euro für die Sanierung des Schornsteins in Drewitz gab.
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