
© Andreas Klaer
Links und rechts der Langen Brücke: Eigenwillige Amtsführung
Henri Kramer über die Hallenkrise und die Figur, die Potsdams Sportdezernentin derzeit abgibt.
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Eigentlich klingt es wie ein Wohlfühl-Termin: Potsdams Beigeordnete für Kultur, Bildung und Sport, Iris Jana Magdowski (CDU), eröffnet am heutigen Samstag den 16. Stadtsportball. Doch Partylaune ist nicht zu erwarten. Denn dass vor mehr als fünf Wochen die beiden Sporthallen am Luftschiffhafen wegen möglicher Einsturzgefahr geschlossen worden sind, hat den Potsdamer Sport in eine beispiellose Krise gestürzt, weil die ohnehin zu wenigen Trainingsmöglichkeiten nun erst recht hinten und vorne nicht mehr ausreichen. Das bedroht die Elite-Sportschule, den Spitzen- und den Breitensport gleichermaßen, Hunderte Betroffene sind in Aufruhr. Und die Beigeordnete? Wirkt bislang überfordert. Bezeichnend war, dass Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) ihr am Mittwoch im Hauptausschuss öffentlich und sichtlich genervt die Anweisung geben musste, ein wöchentliches Treffen der zuständigen Akteure an einem runden Tisch zu organisieren, um einen stetigen Informationsfluss zu garantieren – als wenn in einer Krise ein solcher Jour fixe nicht selbstverständlich wäre.
Das Problem: Das unglückliche Agieren am Luftschiffhafen ist nicht die erste Fehlleistung in Magdowskis Amtszeit. Beispiel Schulentwicklungsplan: Als das Konzept für neue und erweiterte Schule erstmals der Presse vorgestellt wurde, hatte es der Bildungsbereich von Magdowski versäumt, betroffene Einrichtungen zu informieren – sie erfuhren so aus der Zeitung, was mit ihnen geschehen soll. Ein Kommunikationsdesaster. Insider aus dem Rathaus kritisieren, dass Magdowski Verantwortung für wichtige Projekte gerade in den Bereichen Bildung und Sport einfach nicht wahrnimmt – so sei es bei den Verhandlungen zur Sanierung des Archiv-Kulturzentrums, beim zu spät begonnenen Schulentwicklungsplan und bei der Suche nach Perspektiven für den lahmenden Kulturstandort Schiffbauergasse gewesen. Inzwischen gilt Magdowskis Verhältnis zum Oberbürgermeister als zerrüttet – Jakobs habe sie wegen mangelnden Vertrauens nicht einmal mehr beim eigentlich in ihre Zuständigkeit fallenden Badneubau am Brauhausberg beteiligt, heißt es aus Rathauskreisen.
Die eigenwillige Amtsführung der Beigeordneten fällt jetzt in der Krise am Luftschiffhafen, in der eigentlich schnell und entschlossen gehandelt werden müsste, besonders deutlich auf. Doch noch wird viel Kritik hinter vorgehaltener Hand geäußert. Aber sollte sich nicht in absehbarer Zeit eine Lösung andeuten, könnte es für die Dezernentin – die nächste Woche erst einmal in den lang geplanten Winterurlaub fährt – schnell sehr unbequem werden. Der heutige Stadtsportball wird für Magdowski auch ein Stimmungstest sein.
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