
© Nabu / Tom Kirschey
Naturschutzbund Potsdam: Eimerweise Leben retten
Der Naturschutzbund Potsdam sucht 2017 den Waldkauz, gefährliche Pflanzen und hilft Kröten über die Straße. Im Haus der Natur gibt es die passenden Vorträge dazu.
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Potsdam - Was die Mitgliederzahl in den verschiedenen Fachgruppen des Naturschutzbunds Potsdam betrifft, hat die Truppe der Ornithologen sozusagen den Vogel abgeschossen. Gut 50 Vogelfans treffen sich regelmäßig zu Vorträgen und Aktionen, während sich für Kriechtiere oder Pilze viel weniger begeistern. „Vögel sind einfach gut zu beobachten, es gibt sie überall. Dazu kommt der Niedlichkeitsfaktor“, sagt Christiane Hönicke, Geschäftsstellenleiterin des Nabu-Kreisverbands Potsdam. Gerade hat der Naturschutzbund sein Jahresprogramm veröffentlicht, Veranstaltungen zum Lernen, Erleben, Mitmachen und Feiern und nicht nur für Vereinsmitglieder. Ein paar mehr Gäste und Helfer dürften es übers Jahr verteilt schon sein, sagt Hönicke. „Aber grundsätzlich haben die Potsdamer ein ganz ordentliches Bewusstsein für Naturschutz.“
Im Kreisverband gibt es etwa 2500 Mitglieder, die in fünf Fachgruppen arbeiten – jeder so intensiv, wie er möchte. Neben den Ornithologen gibt es die Fachgruppe Säugetierschutz, die auch für die Potsdamer Fledermäuse zuständig ist. Es gibt die Gruppe Herpetologie, die sich um Amphibien, Frösche und Lurche kümmert und jedes Frühjahr mit dem Slogan „Werden Sie Lebensretter“ Helfer für den Aufbau von Krötenzäunen sucht. Die Mykologen sind die Pilzexperten und die Botaniker wissen, was wann wo wächst und blüht, sie pflegen Trockenwiesen und mähen regelmäßig die Orchideenwiese am Springbruch. „Seitdem wächst da wieder mehr“, sagt Hönicke.
Irgendwo mit anfassen könne jeder
Weil auch dieser Verein darunter leidet, dass die Mitglieder immer älter werden und wenig junge Naturschützer aufrücken, gibt es extra Jugendprojekte. Die Jugendgruppe trifft sich wöchentlich in der Ökolaube, einem Gartenhaus auf den Uferwiesen der Nuthe auf Babelsberger Seite. Dort finden auch die Veranstaltungen des Grünen Klassenzimmers und der AG Junge Naturschützer statt. Die Nabu-Kindergruppe Caretta bietet Aktionen für die Jüngsten an. In diesem Jahr geht es etwa um Müll, der sich in Gewässern sammelt, und im Juli wird ein Schmetterlingsnachtfang veranstaltet.
Um an den Veranstaltungen teilzunehmen, muss man weder Nabu-Mitglied noch Experte sein. Bei manchen Exkursionen sind Vorkenntnisse erwünscht, aber irgendwo mit anfassen und helfen könne jeder, sagt Hönicke. Wenn Ende Februar die Krötenschutzzäune an Landstraßen im Umland aufgebaut, wochenlang betreut und im Mai wieder abgebaut werden müssen, freue sich das Team über jeden Helfer. „Solche Einsätze bieten dann schnelle Erfolgserlebnisse“, sagt Hönicke. „Wenn man einen Eimer Kröten über die Straße trägt, das fühlt sich sofort gut an.“
Potsdam ist ein gutes Kauz-Revier
Weitere Höhepunkte im Nabu-Jahr sind diverse Vogelzählungen, im April von rastenden Wasservögeln, im Mai von Gartenvögeln. Jeder kann mitmachen. Die Fachgruppe Ornithologie erklärt den Trick, der verhindert, dass Vögel doppelt gezählt werden. In diesem Jahr wird zudem der Waldkauz, Vogel des Jahres 2017, im Stadtgebiet gesucht und kartografiert. Das geht am besten in der Dämmerung, sagt Hönicke. Man sieht den Kauz meistens zwar nicht, aber kann ihn an seinem Rufen erkennen. Potsdam ist ein gutes Kauz-Revier, selbst in der Innenstadt finde man welche, immer dort, wo es viele alte Bäume gibt, zum Beispiel in Parkanlagen und auf Friedhöfen.
Die Säugetierschützer ziehen noch im Februar zur Fledermausquartierkontolle los und beschäftigen sich im Jahresverlauf mit dem Iltis und dem Stadtbiber. Die Botaniker gehen im April auf eine Mooswanderung durch den Park Sanssouci und sind ansonsten 2017 sehr mit dem Schließen von Kartierungslücken beschäftigt. Bei Exkursionen in die Natur wird dokumentiert, was besonders gut wächst und vielleicht sogar schützenswert ist. Dieses Jahr geht es auf die ehemaligen Rieselfelder Groß Glienicke, verschiedene Wiesen in und um Potsdam und in einen bodensauren Eichenmischwald.
Vortrag: „Was machen Amerikanische Kermesbeere und Gewöhnlicher Trompetenbaum in Potsdams Wäldern“
Jetzt im Winter ist vor allem Zeit für Vorträge. Am kommenden Donnerstag um 19 Uhr spricht Volker Kummer, Biologe der Universität Potsdam, im Haus der Natur über „Neophyten im Potsdamer Stadtgebiet“. Klingt gefährlich und ist es manchmal auch. Neophyten sind eingewanderte, ortsfremde Pflanzen, die sich hier ausbreiten, keine Feinde haben, einheimische Pflanzen vertreiben und schlimmstenfalls Allergien hervorrufen und für Mensch und Tierwelt gefährlich werden. Zu den problematischen Neophyten in Deutschland zählen beispielsweise die Kanadische Goldrute und der Riesen-Bärenklau. Auch im Potsdamer Stadtgebiet gibts Einwanderer: „Was machen Amerikanische Kermesbeere und Gewöhnlicher Trompetenbaum in Potsdams Wäldern“ heißt der Vortrag über Neuankömmlinge und Gartenflüchter.
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