Landeshauptstadt: Ein Abend gegen das schleichende Vergessen
Schüler organisierten AIDS-Gala im Humboldt-Gymnasium
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Schüler organisierten AIDS-Gala im Humboldt-Gymnasium Teltower Vorstadt. „Ungefähr 800 Euro für die AIDS–Hilfe Potsdam sind zusammengekommen“, erzählte Annegret Daßdorf. Sie hatte mit ihrer Mitschülerin Claudia Ahlert die erste AIDS–Gala des Humboldt-Gymnasiums organisiert, die am vergangenen Montag, am Welt-AIDS-Tag, stattfand. Die beiden Zehntklässlerinnen stellten eine Mischung aus Informations- und Unterhaltungsabend zusammen, um Jugendliche „zu ködern“ und für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren. Die Eröffnungsrede hielt Bildungsminister Steffen Reiche und pries die Veranstaltung als eine „richtige Art mit diesem Thema umzugehen“. Junge Leute, die sich selbstständig dem Problem stellen und sich untereinander über die Entstehungsweise und Gefahren von AIDS aufklären, hätte mehr Erfolg und sei lebensnaher, als sich von Älteren bevormunden zu lassen. Ganz ohne Menschen jenseits des Schüleralters ging es aber doch nicht. So wurden mit Hortense Lademann von der AIDS-Hilfe Potsdam und Dieter Hermann als Infizierter zwei kompetente Redner gewonnen. Während Lademann zusammenfassend erklärte, woher der HI-Virus komme, wie die AIDS-Krankheit verlaufe, wie man sich schützen könne und welche gängigen Klischees vom Infizierten schlicht weg falsch seien, erzählte Hermann aus seinem Leben und dem ersten Krankheitsausbruch vor drei Jahren, als seine Haut komplett aufgerissen sei. Noch heute erinnern ihn Narben am ganzen Körper an diese Zeit, erzählte er. Von der Offenheit ergriffen, zollte ihm das Publikum großen Respekt. Hermann empfand sich selbst nie als ausgegrenzt oder stigmatisiert behandelt, seitdem er vor rund drei Jahren nach Potsdam kam und sich offen im Rahmen der Aufklärungsarbeit bei der AIDS-Hilfe zu seiner Krankheit bekennt. „Angst vor dem Tod habe ich keine. Nur vor dem Sterben, vor dem dahin siechen.“ Im Land Brandenburg werden seit 1993 die Neuinfizierten gezählt, sagte Hortense Lademann und gab zu Bedenken, dass bis heute in Potsdam ein Zehntel weniger Meldungen als in Berlin erfasst worden seien. Dieser Umstand sei aber nicht nur positiv zu werten, da sich viele Infizierte in der anonymen Großstadt registrieren ließen. Steffen Reiche schrieb es der mangelnden Aufklärung in Potsdam zu. Daher hoffe er, dass in Potsdam zukünftig noch besser aufgeklärt werde. „Dies ist ein Abend gegen das schleichende Vergessen“, sagte die Schülerin Sabine Krause, die den Abend moderierte. Dieser Grundtenor wurde von allen aufgegriffen: Der Kampf gegen AIDS existiere seit 20 Jahren und noch immer sei kein Ende in Sicht. Daher drohe die Krankheit gegenüber neueren Viren wie SARS vergessen zu werden. PSt
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