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Landeshauptstadt: „Ein anstrengender Job“

Arbeiten im Takt von 180 Beats in der Minute. Beim Burn Out-Festival am Wochenende legen Potsdamer DJs Drum’n’Bass auf. Wer hören will, muss fühlen

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Trommel und Bass. Die deutsche Übersetzung der Musikrichtung macht schon klar, worum es beim Drum’n’Bass geht: Die Grundlage sind 170 bis 180 bpm, beats per minute – das ist in etwa doppelt so schnell wie ein normaler Hip Hop-Beat. Gesang fehlt meistens, die Melodie steht nur im Hintergrund. Es werden dafür verschiedene Stücke aus anderen Liedern hineingemixt. „Es geht alles drunter und drüber“, erklärt DJ Nectra den Musikstil.

Und genau das gefällt ihm. Der Potsdamer ist einer der DJs, die am Wochenende beim Burn Out-Festival im Spartacus drei Tage lang unter dem Motto „wer hören will muss fühlen“ ihre Platten auflegen werden. Und obwohl dabei ausschließlich Drum’n’Bass auf dem Programm steht, ist die Vielfalt groß: „Es gibt ganz verschiedene Strömungen“, erklärt DJ Ronny Rough. „Teilweise sind es Remixe von R’n’B-Songs, Liquid Drum’n’Bass ist eher softer. Jump’n’Roll ist schon härter.“ Letzteres mag Ronny am liebsten – wie auch sein Künstlername verrät.

Doch auch, wer nicht jede Feinheit und den neuesten Ableger der Musikrichtung kennt, kann sich auf der Tanzfläche vergnügen. Von Freitagabend bis Sonntagmittag wird das Team des Spartacus mit Kollegen aus Dresden, Halle und Leipzig rund um die Uhr das Publikum beschallen. „Ein anstrengender Job“, sagt DJ Nectra. „Man muss sich sehr konzentrieren, immer aufmerksam sein – schließlich hat man auch eine Verantwortung der Crowd gegenüber“.

Im richtigen Leben heißt DJ Nectra Peter Wagner – und widmet sich auch hier der Kunst, wenn auch nicht der musikalischen. Am Hans Otto Theater gehört der 27-Jährige zum Ensemble, gerade probt er seine Rolle als „Barfußkönig“ im gleichnamigen Stück. Nach Potsdam zog der gebürtige Dresdener im Jahr 2001 und studierte an der Filmhochschule Babelsberg. „Dass man von der Musik leben kann, ist ja wirklich die Ausnahme“, sagt Wagner. „Vor allem ist das Idealismus“. Und auch sein Kollege Ronny Rough kann nicht den ganzen Tag an den Plattentellern stehen: In Berlin arbeitet er bei einer Grafikdesign-Firma, bei der er dann Windisch statt „Rough“ mit Nachnamen heißt. „Aber zum Glück ist die Arbeit so organisiert, dass ich noch genügend Zeit für die Musik habe“, sagt er. Der 24-Jährige kam 2004 aus Chemnitz nach Potsdam, um an der Universität ein Freiwilliges ökologisches Jahr (FöJ) zu machen.

Seine Karriere als DJ begann Ronny im Jahr 1999 – in einem Plattenladen fand er endlich Drum’n’Bass, der ihm gefiel. Und das sollten doch mehr Leute zu hören bekommen, wie er fand. Mit seinem eigenen Plattenlabel Groovesmackrecords hat er das verwirklicht und gibt dort auch anderen Künstlern Gelegenheit, ihre Musik zu vermarkten. Gemeinsam mit seinem Kollegen Nectra organisiert er seit einem knappen Jahr die „Wer hören will muss fühlen“-Parties im Spartacus. Dort haben auch Unerfahrene eine Chance, ihr Können zu zeigen. Denen raten die beiden DJ s vor allem eins: „Einfach zwei Plattenspieler kaufen und üben“. Nectra erzählt, er selbst habe mit vier Techno-Platten angefangen. „Wenn man dann die Technik ein wenig drauf hat, läuft das meiste über Privatpartys – irgendwann hat man dann mal Glück“. Beim Burn Out-Festival sollen alle DJs zusammenkommen, die schon einmal auf einer der Spartacus-Partys aufgelegt haben. Etwa 300 Leute werden am Wochenende zum Tanzen, Hören und Fühlen erwartet. Wenn sie mögen, auch drunter und drüber. Frida Thurm

www.spartacus-potsdam.de

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