
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Ein Apfelbäumchen für die Opfer Potsdamer Jusos gedachten der 77 Menschen, die Anders Breivik vor einem Jahr in Norwegen tötete
Mit einem neu gepflanzten Apfelbäumchen, einer Schweigeminute und 77 Rosen gedachten die Potsdamer Jusos am gestrigen Sonntag der Attentatsopfer von Utöya und Oslo vor einem Jahr. Der Norweger Anders Breivik hatte die Anschläge am 22.
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Mit einem neu gepflanzten Apfelbäumchen, einer Schweigeminute und 77 Rosen gedachten die Potsdamer Jusos am gestrigen Sonntag der Attentatsopfer von Utöya und Oslo vor einem Jahr. Der Norweger Anders Breivik hatte die Anschläge am 22. Juli 2011 verübt und dabei insgesamt 77 Menschen getötet.
„Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn Eltern ihre Kinder zu Grabe tragen müssen“, erinnerte die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein an die vielen jungen Menschen unter den Opfern. Sie rezitierte den Text eines Chansons von Reinhard Mey „Du bist das Apfelbäumchen...“, dessen Refrain lautet: „Wenn alle Hoffnungen verdorrn, mit dir beginn ich ganz von vorn, und Unerreichbares erreichen, ja ich kanns! Du bist das Apfelbäumchen, das ich pflanz.“ Der Pflänzling der Apfelsorte „Carola“ aus einer Baumschule in Fahrland wächst jetzt in einer Lücke zwischen den mächtigen Linden- und Ahornbäumen im Hof des Regine-Hildebrandt-Hauses in der Alleestraße 9.
An der Gedenkveranstaltung nahmen neben Juso-Mitgliedern und -Sympathisanten unter anderem Ministerpräsident Matthias Platzeck und Oberbürgermeister Jann Jakobs (beide SPD) teil. Jakobs hatte sich wie berichtet im Sommer 1972 selbst auf der kleinen Insel Utoya aufgehalten. Der damals 19-jährige Jakobs hatte dort mit einer Gruppe der sozialistischen Kinder- und Jugendorganisation „Die Falken“ an einem Zeltlager teilgenommen. „Als ich die Fernsehbilder über die Attentate sah, war ich tief erschüttert“, sagte Jakobs. Mit dem dreiwöchigen Aufenthalt auf der Insel verbinden sich für ihn noch heute unvergesslich positive Erinnerungen.
„Bei den Attentaten in Norwegen handelt es sich zwar um die Morde eines Einzelnen, aber dessen rechtsextreme Ideen sind viel weiter verbreitet“, sagte JusoLandeschef Nico Ruhle. Platzeck sprach in Bezug auf den Attentäter von einem „geistigen Substrat“, auf dem dessen „wirrer Zustand“ gewachsen sei und schlug den Bogen zur sogenannten „Widerstandsbewegung in Südbrandenburg“. Bekanntlich setzte hier die Polizei am 19. Juni dieses Jahres das Verbot einer rechtsextremen Vereinigung durch und durchsuchte 27 Örtlichkeiten in Cottbus, im Landkreis Spree-Neiße und Dahme-Spreewald. Es handelte sich um das siebente Verbot einer rechtsextremistischen Gruppierung im Land Brandenburg seit 1995.
Platzeck würdigte die „Leistung der norwegischen Gesellschaft“, die sich nach den Ereignissen nicht abgeschottet, sondern sich im Gegenteil weiter zu einer offenen Gesellschaft bekannt habe.
„Das ist eine Geschichte, die nicht nur an einem Ort passieren kann“, sagte Potsdams SPD-Kreis- und Fraktionschef Mike Schubert. Parteikollege Ralf Holzschuher sprach von einer „Mentalität auch in unserem Land, die das Fremde ablehnt“. Sozialdemokraten müssten daher immer wieder erklären, wofür sie stehen – für Menschlichkeit und Toleranz.
David Kolesnyk vom Juso-Vorstand erinnerte an das Weltfestival der sozialdemokratischen Jugend am österreichischen Attersee, das 2011 nur wenige Tage nach den Morden in Oslo und Utöya stattfand. Der 22-Jährige trägt noch heute ein Armband zur Erinnerung an dieses Treffen, an dem er teilgenommen hatte. Norwegische Jungsozialisten waren bei diesem traditionellen Camp der „International Union of Socialist Youth (IUSY)“ aus verständlichen Gründen 2011 nicht dabei, doch habe unter den Teilnehmern eine besonderer Zusammenhalt und eine Atmosphäre, sich nicht einschüchtern zu lassen, geherrscht.
Günter Schenke
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