Sport: Ein Aufstieg ist geschafft
Fußball-Stürmer Georg Froese ist auch wieder erfolgreich am Schachbrett
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Einen Aufstieg hat er schon geschafft. Als Fußballer wird es Georg Froese schwer haben, mit dem SV Falkensee/Finkenkrug das Meisterschaftsrennen in der Verbandsliga Brandenburg und damit den Sprung in die Oberliga gegen den FSV Optik Rathenow noch für sich zu entscheiden. „Wir haben wohl nur noch eine Außenseiter-Chance – und die wollen wir nutzen“, meint der seit zwei Jahren in Potsdam wohnende Stürmer.
Mit dem Potsdamer SV Mitte II dagegen stieg Froese jetzt bereits auf. Von der Regionalliga West in die Landesklasse – im Schach. Nachdem er im vergangenen Sommer vom Fußball-Oberligisten SV Babelsberg 03 nach Finkenkrug gegangen war, setzte er sich auch wieder ans Brett mit den 64 Feldern. „Durch meinen Wechsel in die Verbandsliga habe ich mehr Freiräume, die mir wieder meine alte Liebe Schach ermöglichen“, sagt Froese dazu. Beim SV Falkensee/Finkenkrug wird nur dreimal pro Woche trainiert, außerdem nicht sonntags gekickt, wenn die Schachspieler ihre Wettkämpfe austragen. „Das passt alles sehr gut, und deshalb habe ich mich dem PSV Mitte angeschlossen. Der hat sein Vereinsheim in der Haeckelstraße und ist ein relativ kleiner Verein, bei dem ich schnell viele nette Leute kennen lernte und mich wohl fühle“, erzählt der 28-Jährige, der als Neueinsteiger in der nun beendeten Saison am achten – dem letzten – Brett Platz nahm und dort zum erfolgreichsten Spieler seines neuen Teams avancierte: Er gewann sieben seiner acht Partien und spielte einmal Remis und trug so 7,5 von acht möglichen Punkten zum Aufstieg bei. Zum Vergleich: Karsten Andreas an Brett eins des PSV Mitte II schaffte 4,5 Zähler.
„Naja, am letzten Brett saßen mir auch immer die leichtesten Gegner gegenüber“, relativiert Froese, der im Spiel mit den 32 Figuren keineswegs ganz unbeleckt ist. „Schon als Kind habe ich mit meinem Opa Werner gespielt, er hat mir viel gezeigt“, erinnert sich der gebürtige Berliner. „In der Jugend habe ich bei Berliner Meisterschaften auch mal eine mittlere Platzierung geschafft. Dann aber habe ich mit dem wettkampfmäßigen Schach aufgehört, zumal der Fußball mehr und mehr meiner Zeit beanspruchte.“ In freien Stunden spielte der Kicker aber immer mal wieder auf Internetseiten, „Außerdem bin ich seit Jahren Abonnent einer Schach-Zeitung, denn ich gucke schon, was im Weltschach so passiert und spiele auch abgedruckte Partien nach.“ Trotzdem sei die Regionalliga-Saison beim PSV Mitte wieder eine neue Herausforderung für ihn gewesen. „Bei jeweils maximal zweieinhalbstündiger Bedenkzeit sowohl für meinen Gegner wie für mich kann so eine Partie bis zu fünf Stunden dauern – das war schon nicht leicht“, erinnert sich Georg Froese.
Derzeit schreibt der Psychologie-Student der Freien Universität Berlin an seiner Diplom-Arbeit, deren Thema auf eine künftige Profession als Sport-Psychologe hindeuten könnte: Die Misserfolgs-Regulation bei angehenden Fußball-Profis. „Es gibt Mechanismen, wie man Misserfolge verarbeiten kann und wie sich das auf die weitere sportliche Entwicklung auswirkt“, erklärt Froese, der dabei durchaus auch an eigene Erfahrungen denkt. Im Sommer 2005 war der Fußballer – der beim BFC Dynamo mit dem Kicken begann, dann in der Jugend des 1. FC Union Berlin spielte und nach Gastspielen beim Brandenburger SC Süd 05, beim MSV Neuruppin und beim Ludwigsfelder FC 2004 für ein Jahr zum Auslandsstudium ins spanische Malaga zog – mit großen Hoffnungen zum SV Babelsberg 03 gekommen. Hier aber gingen seine Wünsche nicht auf, und mit neun Toren blieb er auch hinter den Erwartungen des SVB zurück. „Ich bin ein Kopfmensch und konnte damals nicht immer meine beste Leistung abrufen, obwohl ich es wollte. Was nach der Winterpause praktisch der ganzen Truppe so ging – das war eine mannschaftliche Blockade, die nicht aufgehoben werden konnte“, analysiert Froese heute. „Jetzt will ich besser verstehen, wie es sich auswirkt, wenn man keinen Pass mehr gerade aus spielen kann und vor dem Tor zu lange zögert.“ Im Sommer will er seine Untersuchungen zu Papier gebracht haben, ehe bis 2008 noch zahlreiche mündliche Abschlussprüfungen auf ihn warten.
Ob er dann weiterhin für den SV Falkensee/Finkenkrug – dessen bester Saisontorschütze er bislang mit 15 Treffern ist– stürmen wird, steht derzeit noch in den Sternen und wird möglicherweise auch davon abhängen, ob der Verbandsligist doch noch aufsteigt. Am Schachbrett des Potsdamer SV Mitte will Georg Froese in der nächsten Saison aber wieder sitzen. „Dann werde ich es mit stärkeren Gegnern zu tun haben, dann wird es schwerer für mich. Aber ich freue mich schon auf diese neue Herausforderung“, sagt er.
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