
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Ein Auto für alle
Nichtkommerzielles Carsharing in Babelsberg – Weinhändler Franke teilt sich einen Wagen
Stand:
In Potsdam kommt man auch ohne eigenes Auto ganz gut zurecht – doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Gute Voraussetzungen also für Carsharing-Anbieter, doch von denen gibt es relativ wenige in der Landeshauptstadt. Privates Carsharing hingegen erfreut sich großer Beliebtheit, etwa bei Derk Franke, der sich seit zweieinhalb Jahren ein Auto mit Nachbarn teilt: „Ich war davor bei einem gewerblichen Carsharing-Anbieter und habe mich sehr über die Preise geärgert“, sagt der Inhaber der Babelsberger Bio-Weinhandlung „La Bouteille“. „Da konnte man genauso gut Taxi fahren.“
Franke braucht den Skoda nicht oft, meist nur ein- bis zweimal im Monat, um etwas zu transportieren. Größtenteils fährt er Rad, aber komplett auf das Auto verzichten kann er nicht. Dann soll es wenigstens von anderen Personen genutzt werden, so Frankes Idee. Der Weinhändler hängte einfach einen Infozettel ins Ladenschaufenster und bekam schon bald die ersten Anfragen von Interessenten.
Derzeit teilen sich fünf Parteien das gemeinschaftlich erworbene Auto, also rund zehn Personen, darunter auch Frankes Frau Sylvie: „Ich nehme es gerne für größere Einkäufe oder für den Flohmarkt-Bummel.“ Die meisten Nutzer sind Kunden von Franke und wohnen in direkter Umgebung. Meist wird das Auto für kleinere Besorgungen genutzt, aber auch längere Reisen sind problemlos möglich.
Interessenten müssen lediglich einen Vertrag unterschreiben und eine Dauerkaution von 300 Euro hinterlegen, damit gehört man zum Miteigentümer des Autos. „Das Ganze ist also kein Verleih, die Nutzer sind keine Mieter“, betont Franke. Buchen kann man den Wagen über einen Internet-Kalender. Abgerechnet wird nach Strecke und Zeit, wer nicht fährt, bezahlt auch nichts: Ein Euro pro Stunde und 30 Cent pro Kilometer, zwischen 22 Uhr und sechs Uhr entfällt der Zeittarif. Das Geld dient lediglich der Deckung der laufenden Kosten. Probleme mit Schäden oder Verschmutzungen habe es bei der Nutzung durch die diversen Teilnehmer bislang noch nicht gegeben, so Franke.
Viele Potsdamer stellen ihren Wagen für privates Carsharing zur Verfügung, die meisten tun dies jedoch über Internet-Plattformen wie „Autonetzer“, „Tamyca“ oder „Nachbarschaftsauto“. Zudem gibt es seit 2013 noch die nichtkommerzielle Initiative „Stadtteilauto“ aus Potsdam-West, das ebenfalls nachbarschaftlich organisiert ist und in dem sich derzeit über 150 Personen neun Autos und drei Lastenräder teilen. Nur zwei gewerbliche Carsharing-Anbieter gibt es in Potsdam: Flinkster und Greenwheels.
Franke möchte seine Initiative eher klein halten, weshalb es auch keine offizielle Internetseite oder ähnliches gibt. Dennoch würde Franke sich wünschen, dass das Auto öfter bewegt wird: „Es wird etwa drei- bis viermal pro Woche gebucht, derzeit liegt der Stand bei etwa 9 000 Kilometern im Jahr. Gut wären etwa 15 000 bis 20 000 Kilometer.“ Erik Wenk
Kontakt unter Tel.: (0331) 379 72 868 oder per E-Mail an: post@la-bouteille.de
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