Landeshauptstadt: Ein Bäumchen pflanzen
Zu seinem morgigen 70. Geburtstag hat Hans-Joachim Giersberg zwei Wünsche frei
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Für seinen 70. Geburtstag, den er am morgigen Sonntag begeht, hat Hans-Joachim Giersberg bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zwei Wünsche frei. Der ehemalige Generaldirektor entschied sich dafür, im Park Sanssouci einen Baum zu pflanzen. Es wird ein Apfel sein, der im Holländischen Garten den Auftakt für die Wiederbepflanzung mit historischen Obstsorten gibt. „Wenn wir schon längst nicht mehr sind, können sich die Enkel an dem Baum erfreuen und sich an uns erinnern“, sagt er. Auch Giersbergs zweiter Wunsch wird erfüllt: Ein Kolloquium, auf dem seine früheren Mitarbeiter, aber auch neu hinzugekommene über ihre Forschungen unter anderem zu den Gärten Friedrichs des Großen, zum Neuen Palais, Schloss Schönhausen und Rheinsberg berichten.
Die engen Verbindungen zu den Angestellten der Stiftung, deren Generaldirektion er 1991 übernahm, waren und sind eine Stärke von Hans-Joachim Giersberg. Kein Restaurator, kein Bauhandwerker, kein Gärtner, mit dem er nicht das Gespräch suchte. Noch heute grüßt ihn jeder, wenn er in den Parks spazieren geht. Mehr als 30 Jahre war Giersberg hier tätig, für Skulpturen, dann die Denkmalpflege verantwortlich und schließlich Direktor der Schlösser. „Das lässt einen natürlich nicht los“, sagt der Kunsthistoriker. Zurzeit bringt er seine Ideen in das Kuratorium „Friedrich 300“ ein, das die Veranstaltungen zum Geburtstagsjubiläum des Preußenkönigs im Jahr 2012 vorbereitet. Er mische sich aber, seit er sein Amt 2001 krankeitshalber niederlegen musste, keineswegs in die Belange der Stiftung ein. „Meinem Nachfolger Hartmut Dorgerloh habe ich damals gesagt: Ich habe meins getan, nun sind Sie dran. Dabei bleibt es“, selbst wenn er hin und wieder anderer Ansicht sei.
„Seins“, das war das das kompromisslose Eintreten für die Bewahrung des Potsdam-Berliner Welterbes, weshalb ihm manche Konservatismus unterstellten, wovon andere wie die Großunternehmer Otto, Reemtsma oder Cornelsen aber derart beeindruckt waren, dass sie Millionen für die Baudenkmale spendeten. „Seins“, dafür stehen die Restaurierung von Marmorpalais, Gotischer Bibliothek, Bildergalerie und Chinesischem Teehaus, aber auch die Rettung und Wiedernutzung der märkischen Landschlösser Rheinsberg, Caputh, Königs Wusterhausen, Paretz und Oranienburg.
Seiner Devise bleibt Giersberg ebenso treu, was den an das ehemalige Stadtschloss angenäherten Landtagsneubau betrifft. „Ich gehöre keinem Verein oder Gremium an, das sich mit dieser Problematik befasst“, erklärt er. Einen nicht hoch genug einzuschätzenden Beitrag hat Giersberg dazu mit seinem Standardwerk über den Schlossbau freilich bereits geleistet.
Gegenwärtig bereitet er die Zweitauflage des davon abgeleiteten populären Bändchens vor. Nach wie vor unterstützt er die Dortuschule, in der er 1957 sein Abitur baute, bei der Restaurierung des barocken Gartensaals.
Der Potsdamer Ehrenbürger, 1999 mit dem Bundesverdienstkreuz und 2005 als Erster mit dem Brandenburgischen Landesorden geehrt, ist eine Respektsperson. Dass er nicht mehr auf jeder Hochzeit tanzt, seine 1996 an der Universität Potsdam übernommene Honorarprofessur aufgegeben hat und nicht mit Vorträgen auftritt, liegt auch an seinem angegriffenen Herzen. Seinen 70. Geburtstag wird er im Kreis der Familie und enger Freunde feiern. Auf den kommenden Dienstag mit Baumpflanzung und Festkolloquium freut er sich dennoch: „Ich werde mein Bestes geben, um diesen schönen und aufregenden Tag zu meistern.“ Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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