Landeshauptstadt: Ein Bomben-Projekt
Die Initiative der „Himmlischen Vier“ auf Werbetour
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Ein Armeewagen, Stahlhelme und Uniformen tauchten gestern vor vier Potsdamer Schulen auf. Dazu Plakate mit Aufschriften wie „Du sollst Deutschlands Kanonenfutter sein“ und „Du bist Deutschland einen Zinnsarg wert“. Die Urheber der Aktion: Rund 20 Jugendliche aus ganz Deutschland, die das künstlerische Antikriegsprojekt „Das Begräbnis oder Die Himmlischen Vier“ unterstützen – jener in Berlin ansässigen Initiative, die im vergangenen Mai anlässlich des 60. Jahrestags der Bombardierung Potsdams selbst mit einem Flugzeug über der Stadt kreisen wollte, aber keine Genehmigung für die Pläne bekam.
Doch nach der Niederlage im vergangenen Jahr soll es dieses Mal mit dem Projekt klappen. Die Kölner Studentin Anita Trensch hofft dabei auf die Unterstützung der Stadtverwaltung für die Planungen. „Potsdam hat als Militärhauptstadt eine lange Geschichte und diese Seite der Stadthistorie darf nicht verschwiegen werden“, so die 27-Jährige.
Doch den jungen Politaktivisten geht es nicht nur um den nationalsozialistischen Teil deutscher Vergangenheit. Ganz bewusst nutzen sie die Symbole ihres politischen Gegners Bundeswehr, um ihr Missfallen an der aktuellen Außenpolitik Deutschlands zu bekunden. Dabei beziehen sie sich auf das Gedicht von Bertolt Brecht über die „Legende vom toten Soldaten“, der immer wieder aufsteht und zu Brechts Zeit den Wiederaufstieg der deutschen Armee symbolisieren sollte. Diese Tendenzen sehen die Jugendlichen auch heute, egal ob beim geplanten Einsatz am Kongo oder bei der Bundeswehrmission in Afghanistan. „Wir sind der Meinung, dass Deutschlands Streben nach einem ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat noch nicht gerechtfertigt ist“, sagt Anita Trensch. Ebenso wird von den Jugendlichen die Bundes-Kampagne „Du bist Deutschland“ kritisiert, weil sie diese inhaltlich in der Tradition von Denkmustern der NSDAP stehen sehen. „Darüber möchten wir mit den Schülern ins Gespräch kommen“, sagt Anita Trensch.
Die Initiative will mit dem Bundeswehr-LKW zudem auf drei Termine aufmerksam machen. Einmal findet am Donnerstag der Vortrag „Deutsche Wiederauferstehung – Von der Hitler-Barbarei zur “Normalität““ ab 20 Uhr in der PDS- Geschäftsstelle in der Alleestraße statt. Am Freitag, dem 14. April, soll ab 20 Uhr am Nauener Tor die Kundgebung unter dem Motto „Denk ich an Deutschland in der Nacht “ stattfinden. Und von Karfreitag an bis zum 14. Mai geht das Radio „Himmlische Vier“ auf Ukw 95,2 MHz auf Sendung. Henri Kramer
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