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Links und rechts der Langen Brücke: Ein Bündnis für alle Fälle

Sabine Schicketanz sagt, warum Potsdams Sozialdemokraten gestern in Champagnerlaune versetzt worden sind

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Eigentlich haben die Potsdamer Sozialdemokraten das gar nicht verdient: Wortwörtlich über Nacht sind sie ihr größtes Problem losgeworden. Der Stadtverordnete Wolfhard Kirsch, den manche längst für einen Ich-Verordneten halten, ist aus der SPD ausgetreten und hat die Stadtfraktion verlassen. Ganze sieben Monate vor der Kommunalwahl wechselte er von der SPD zum Bürgerbündnis. Diese Nachricht, die gestern Mittag offiziell wurde, hat die Sozis in Champagnerlaune versetzt. Schließlich galt es bereits als Wahlkampf-Chefsache, die Platzierung Kirschs auf der Kandidatenliste des Babelsberger SPD-Ortsvereins zu verhindern. Der Grund: Die Sozis sahen ihre Glaubwürdigkeit in ihrer traditionellen Hochburg Babelsberg akut gefährdet, sollte Kirsch zur Kommunalwahl erneut aufgestellt werden. Denn der nun Ex-Sozialdemokrat agierte nicht nur als Stadtverordneter und Bauunternehmer, sondern vehement auch als Griebnitzsee-Anrainer und Kämpfer gegen einen öffentlichen Uferweg. Als solcher liefert er sich bis heute juristische Gemetzel mit der Stadt und machte aus seiner Position auch keinen Hehl. Die Schwierigkeit dabei: Seine Partei hatte den Wählern einen öffentlichen Weg versprochen. Die Fraktion versuchte deshalb bereits einmal, Kirsch auszuschließen – ohne Erfolg. Es fehlte eine Stimme zur nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit. Spätestens seitdem glich Kirsch, der das Stadtverordneten-Mandat von der SPD-Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein übernommen hatte, einem stetigen Konfliktherd, war innerhalb der SPD isoliert. Allein deshalb muss man sich über seinen Schritt nicht wundern. Außerdem gehört es zweifellos zur Demokratie, dass man sich seine politische Heimat aussuchen und auch ein neue wählen kann. Bleibt freilich die Frage, was sich das Bürgerbündnis von seinem neuen Mitglied verspricht. Schließlich sind es meist die Bürgerbewegten, die die Interessen der Allgemeinheit verteidigen, Maßstäbe für Moral und Anstand besonders hoch halten. Andererseits gilt wohl auch hier: Qualität ist das eine, Quantität das andere.

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