Landeshauptstadt: Ein Demokratie-Roulette
Gestern bekamen „Stärken vor Ort“-Projekte über 110 000 Euro Zuwendung
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Angefangen hat die Unterstützung sozialer Initiativen vor Ort durch Bundesmittel schon 2003. Damals hieß das Programm noch etwas sperrig „Lokales Kapital für soziale Zwecke“ und das zuständige Potsdamer Dezernat konnte bis 2008 etwa eine Million Euro dafür ausreichen. Nun wird es fortgeführt als Förderprogramm „Stärken vor Ort“ und in diesem Jahr werden19 Projekte mit insgesamt 110 415 Euro unterstützt. Gestern gab es aus der Hand von Sozialdezernentin Elona Müller die Zuwendungsbescheide für sehr unterschiedliche Angebote in den Stadtteilen Schlaatz und Stern/Drewitz.
Der Verein Soziale Stadt will sich zum Beispiel um junge alleinerziehende arbeitslose Mütter bis 25 Jahre kümmern. Die Sozialpädagogin Kerstin Mallok-Gerwien weiß, dass sich viele von ihnen überfordert fühlen, sich und das Kind ausreichend zu versorgen und das nicht nur in materieller Hinsicht. „Wir wollen einen fünftägigen Aufenthalt in Bollmannsruh bei Brandenburg anbieten, wo den Müttern Haushaltsführung, gesunde Lebensweise, aber auch das Spielen mit den Kindern nahe gebracht wird, sagt die Sozialpädagogin. Danach werde man sich weiter einmal in der Woche treffen. 5 900 Euro sollen die Junge-Mütter-Schule stützen.
Der Verein „Sichten und Ansichten“ hat sich etwas ganz anderes ausgedacht. Er will mit einem Fragen-und-Antworten-Roulette das Demokratieverständnis Jugendlicher stärken. Erst einmal wird das Roulette in Eigenregie gebaut, erzählt Simone Ahrend, dann soll es eine Befragung über Wünsche an die Politik geben und schließlich wird das Fazit dauraus beim Stadtteilfest Stern/Drewitz am 12. September vorgestellt.
Den Höchstsatz der Mittel von 10 000 Euro kann Marcel Kankarowitsch vom Diakonischen Werk für das Projekt Märchen-Blockhütte einsetzen. Das Blockhaus soll von Jugendlichen, „die vor Kraft strotzen, aber in der Schulbank schwer zu halten sind“ – so Kankarowitsch - gebaut werden. Die vorbereitenden Arbeiten laufen schon, in die „heiße Phase“ geht es dann im September. Zum Bauen werden 20 Jugendliche eingeladen, die Hälfte mit russischem Migrationshintergrund. Im Advent soll das Blockhaus dann in der Steinstraße/Ecke In der Aue stehen und zur Märchenstunde einladen. Als zweites Projekt will das Diakonische Werk noch ein Lerncafé initiieren, das zusammen mit der Volkshochschule Menschen, die nicht richtig lesen und schreiben können, helfen soll. Lernort ist das Familienzentrum Bisamkiez.
Zu den Stärken vor Ort gehören aber auch mehrere Projekte für jugendliche Schulabbrecher oder Arbeitsuchende, die irgendwann den Anschluss an Lehre und Beruf verloren haben. Zielgruppen aller Projekte sind diesmal entweder junge Leute oder Frauen. Gemischt darf es jedoch beim Projekt „Giong publik – man müsste mehr voneinander wissen“ zugehen. Es soll der Integration von Immigranten vor allem aus Westafrika in den Alltag der beiden Plattenbaugebiete dienen. Und die Annäherung hat zumindest in der Projektleitung schon stattgefunden, denn die Fördersumme von 8700 Euro nahmen Dr. Joachim Kliemann und die Ex-Kenianerin Christine Stach gemeinsam entgegen. Im Verein werden vor allem ehrenamtliche Kräfte arbeiten, erklärte Kliemann. H. Dittfeld
H. Dittfeld
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