ATLAS: Ein Dilemma
Der Fall des früheren Potsdamer Jugendpfarrers Uwe D., der im Verdacht stand, junge Menschen sexuell genötigt zu haben, darf juristisch als abgeschlossen gelten.
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Der Fall des früheren Potsdamer Jugendpfarrers Uwe D., der im Verdacht stand, junge Menschen sexuell genötigt zu haben, darf juristisch als abgeschlossen gelten. Jetzt hat auch die Kirche ihre Ermittlungen gegen Uwe D. eingestellt, aus Mangel an Beweisen. Zurück bleibt ein Scherbenhaufen. Potsdams Superintendent Joachim Zehner, der sich vorbildlich und mit Härte für Aufklärung und Aufarbeitung im mutmaßlichen Missbrauchsfall eingesetzt hatte, steht plötzlich mit leeren Händen da. Zehner hatte sogar versucht – auch auf die Gefahr hin, dass es den Frieden in der Kirche massiv stört – den pensionierten Pfarrer aus dessen Gemeindewohnung zu verweisen. Ohne Erfolg. Nun bleibt es wohl weiterhin offen, ob die Vorwürfe gegen Uwe D. gerechtfertigt sind. Sie wurden zwar von verschiedenen Seiten erhoben, doch lagen die behaupteten Taten zum Teil mehr als 30 Jahre zurück. Das ist nicht ungewöhnlich, Opfer sexueller Gewalt können sich oft erst nach Jahrzehnten mit dem Geschehen auseinandersetzen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft jedoch wurden wegen Verjährung eingestellt – ein allgemeines Dilemma in solchen Fällen, auf das auch der Gesetzgeber inzwischen reagiert und etwas längere Verjährungsfristen beschlossen hat. Für Potsdam kommt das aber zu spät.
Und jetzt? Gut wäre es, wenn die Evangelische Kirche den Fall Uwe D. für sich nicht als abgeschlossen betrachtet. Sie sollte auf die Männer, die die Vorwürfe erhoben haben, noch einmal zugehen und ihnen anbieten, sie bei der seelischen Aufarbeitung der geschilderten Ereignisse in ihrer Kindheit und Jugend zu unterstützen.
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