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Links und rechts der Langen Brücke: Ein Dilemma

Henri Kramer über das drohende Aus für das „Archiv“, mögliche Lösungen und die Folgen für die Stadt, wenn eine Rettung misslingt

Stand:

Das „Archiv“ ist eine Institution. Ein beträchtlicher Teil der 20- bis 40-jährigen Potsdamer ist in diesem Kulturzentrum mit Punkrock und allerlei Untergrundmusik sozialisiert worden. Auch heute noch tingeln jedes Jahr rund 60 000 Gäste in das verraucht-urige Gemäuer. Soll das alles ein Ende haben?

Die Schuldfrage lässt sich nicht so einfach klären. So funktioniert es nicht, allein der Verwaltung und Stadtpolitikern den Schwarzen Peter zuzuschieben: Trotz der angespannten Haushaltslage in Potsdam haben sie 625 000 Euro für die „Archiv“-Sanierung reserviert. Dass mehr Geld dazukommt, ist aber nicht zu erwarten – auch weil die ohnehin finanziell klamme Stadt in den nächsten Jahren immer weniger Geld für zusätzliche Investitionen haben wird. So liegt es nun vor allem am „Archiv“-Verein, das Überleben des Hauses zu sichern. Dazu werden Kompromisse nötig sein – vielleicht bei den billigen Preisen, vielleicht sogar beim basisdemokratischen Grundkonzept. Und die Rettung wird viel Ausdauer erfordern, bei ungewissem Ausgang. Die Frage ist: Werden sich die Vereinsmitglieder das antun wollen oder doch ein Ende mit Schrecken vorziehen? Und selbst wenn das Kulturzentrum saniert würde, ist ein Happy End kein Automatismus – hätte denn ein saniertes „Archiv“ noch den Charme, den sein Publikum so liebt? Es ist ein Dilemma.

Vielleicht muss man aber auch nicht so schwarzsehen und es rollt angesichts der drohenden Schließung eine Spendenwelle an. Oder doch nur eine Woge des Protests? Denn Fakt ist: Die ohnehin hitzig geführte Debatte über schwindende Räume für alternative Kultur in Potsdam hätte mit einem geschlossenen „Archiv“ ein Beispiel mehr. Und das gut ein Jahr vor dem Kommunalwahlkampf.

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