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Landeshauptstadt: Ein Drittel Chefinnen

Landesweites Frauenwirtschaftskuratorium in Wartestellung

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Landesweites Frauenwirtschaftskuratorium in Wartestellung Von Karsten Sawalski Erika Konrad könnte eine Leitfigur sein. Die „erfolgreiche Bäckerin mit der Frischeidee“ ist die erste brandenburgische „Unternehmerin des Jahres“. Ende März 2003 wurde sie als geschäftsführende Mitgesellschafterin der Firma Dahlewitzer Landbäckerei GmbH Dahlback für ihre„überzeugenden Zukunftsstrategien in Mitarbeiterführung, Verkauf und regionalem Management“ auf dem vierten Unternehmerinnen- und Gründerinnentag des Landes Brandenburg gelobt. Erika Konrads „stiller Erfolg“ steht stellvertretend für mehr als 30000 selbstständige Frauen im Land Brandenburg. Fast jedes dritte märkische Unternehmen wird von einer Chefin geführt – aber als Zielgruppe scheinen Kammern, Banken, Wirtschaftsförderer und Verbände die Unternehmerfrauen noch nicht erkannt zu haben. „Wir wollen, dass man uns als Wirtschaftsmacht wahrnimmt“, fordert deshalb Eva-Marie Meißner vom Verband Deutscher Unternehmerinnen (vdu). Die Vorsitzende des Landesverbandes Brandenburg des vdu beschloss zusammen mit 60 Frauen im Herbst 2002 die Gründung eines landesweiten Netzwerkes: Das „Frauenwirtschaftskuratorium Land Brandenburg“. Dabei sind Unternehmerinnen, Gründerinnen, Frauen in Entscheidungspositionen der Wirtschaft und der Politik und Expertinnen für Gründung und weibliches Unternehmertum. Mit einem landesweiten Expertinnengremium will das Frauenwirtschaftskuratorium dem Mangel unternehmerischen Nachwuchses entgegensteuern, so Meißner, und strebt den direkten Kontakt zum Wirtschaftsministerium im Land Brandenburg an. Nun fehlt es noch an den nötigen Fördergeldern. Das Problem ist ein gesamtdeutsches: Das Potenzial an weiblichen Existenzgründern werde in Deutschland nicht ausgeschöpft, kritisiert eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) und bescheinigt den Frauen „das größere Durchhaltevermögen“. Demnach gründen zwar nur halb so viele Frauen wie Männer ein Unternehmen, aber das weibliche Geschlecht gilt als erfolgreicher: Im Alter von 18 bis 29 Jahren planen nur 20 Prozent der Frauen eine Unternehmensgründung, ein Viertel davon hält das auch durch. Von derselben Altersgruppe der Männer planen mehr als 40 Prozent, sich selbstständig zu machen, allerdings setzt nur jeder zehnte diesen Plan auch um. Die Gründe, warum es weniger Unternehmerinnen als männliche Bosse gibt, sind laut RWI-Studie vielschichtig. Viele Förderprogramme seien eher auf männliches Gründungsverhalten zugeschnitten, weil sie sich auf gewerbliche Gründungen mit großen Investitionsvolumina konzentrieren würden. Frauen hingegen würden häufig Kleinstbetriebe in den Bereichen Personen orientierte Dienstleistungen (beispielsweise als Friseur), Handel und Gastgewerbe gründen. Zudem würden Teilzeit- und Nebenerwerbsgründungen bisher nur selten gefördert, obwohl gerade Frauen sich auf diese Weise Schritt für Schritt selbstständig machen würden. Auch aus dem privaten Umfeld könnten Frauen selten an Investitionsgelder kommen, sagt Meißner: „Die Familien trauen die Unternehmensgründung eher ihrem Sohn als der Tochter zu, obwohl Frauen meist wesentlich vorsichtiger mit Geld umgehen“. Am Geld fehlt es auch zur Konstituierung des Frauenwirtschaftskuratoriums. „Wir passen in keine Förderrichtlinie so richtig rein“, klagt Meißner, „unser Anliegen ist breiter als die Vorgaben ausgelegt sind“. Zunächst sei das Frauenwirtschaftskuratorium rein strukturell als Projekt der ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH (ZAB) zugeordnet worden – allerdings ohne jegliche finanzielle Unterstützung. Für eine mit zwei Damen besetzte Geschäftsstelle, einschließlich Sach- und Kommunikationskosten, veranschlagt Meißner eine Sockelfinanzierung von etwa 150000 Euro. Als Projektziele hat sich das Kuratorium die Bündelung von Know-How und Erfahrungen, die Entwicklung und Sicherung von Qualitätsstandards, die Entwicklung von modellhaften Maßnahmen, die Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit in der Wirtschaft und Wirtschaftspolitik und Impulse zur Verbesserung der Chancengleichheit von Frauen im Feld der selbstständigen Erwerbsarbeit gesetzt. „Das Frauenwirtschaftskuratorium will das Bild der Unternehmerin mehr in die Öffentlichkeit rücken“, sagt Eva-Marie Meißner.

Karsten Sawalski

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